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Sprache, mein Stern. Hölderlin hören.

Originalhörspiel - ein Hörspiel von Ruth Johanna Benrath, RBB - BR - DLF Kultur 2020


⏰ 55 Min.

🎬 Regie: Ulrike Haage

Dramaturgie: Juliane Schmidt

Technische Realisierung: Peter Avar, Benjamin Ihnow

Regieassistenz: Oliver Martin

🎼 Musik: Ulrike Haage, Christine Anderson

🎤 Mit: Robert Stadlober, Veronika Bachfischer, Gerd Wameling

Die späten Gedichte Hölderlins galten lange als zu vernachlässigende Erzeugnisse eines geistig Umnachteten. Mochte er einst ein großer Dichter gewesen sein, nun war er dem Wahnsinn erlegen. Man konnte ihn besuchen in seinem Tübinger Turmzimmer. Dann würde er wohl sein Klavierspiel unterbrechen und auf Bestellung ein Gedicht schreiben – Der Mensch oder Das fröhliche Leben oder ein Jahreszeitengedicht – je nach Wunsch. Gezeichnet "mit Untertänigkeit Scardanelli". Über Hölderlins Erkrankung und die Umstände ihres Ausbrechens ist viel spekuliert worden. War ihm etwas zugestoßen auf der Reise von Bordeaux heim nach Nürtingen, die er zu Fuß unternommen hatte? War es die Nachricht vom Tod seiner Geliebten Susette Gontard, seiner Diotima? War es das Scheitern auf allen Gebieten, die mangelnde Anerkennung durch die dichterischen Großgestirne Goethe und Schiller, das Fristen seines Daseins als Hauslehrer oder die sich nicht erfüllende Hoffnung auf die Französische Revolution? Verbürgt ist, dass Hölderlin bis zur Unkenntlichkeit verwahrlost und verwirrt zu Hause eintraf. Verbürgt ist auch, dass die Mutter ihn in die berühmt-berüchtigte Autenrieth´scheKlinik brachte, wo er sich über sieben Monate einer Behandlung mit einer Ledermaske unterziehen musste. Verbürgt ist schließlich, dass Hölderlin von da an nicht mehr schrieb wie bisher. Vorbei die Oden und Elegien, die Hexameter und freien Rhythmen. "April und Mai und Julius sind ferne./ Ich bin nichts mehr, ich lebe nicht mehr gerne." Doch Hölderlin schrieb. Er schrieb Gedichte. Man mag ihnen ihr stetig fließendes Versmaß vorwerfen, ihre Garantie auf den Reim, ihren beschränkten Wortschatz. Doch wenn man ihnen nachlauscht, ihrer Klarheit und Einfachheit, dann ahnt man, dass etwas unter der Oberfläche schlummert. Die Ideen von einst? Ein tieferes Wissen? Wie schreiben – wie unter allen Umständen schreiben, auch nach den erschütterndsten Erfahrungen, den schwersten Krisen? Das ist die Frage, der dieses Hörspiel nachspürt. Gemeinsam mit der Musik verwebt die Regie die Texte von Friedrich Hölderlin und Ruth Johanna Benrath zu einem inneren Dialog und verbindet das Damals mit einem heutigen Klang. Wo die Worte nicht mehr auffindbar sind, werden sie zu Musik.

Ruth Johanna Benrath, geb. 1966 in Heidelberg, ist Prosa-, Lyrik-, Theater- und Hörspielautorin. Auszeichnungen 1999 Erich-Fried-Preis und Georg-Trakl-Preis, 2004 Ben-Witter-Preis und 2007 Heimrad-Bäcker-Preis. Ihr Hörspiel "Geh dicht dichtig! Ein lautpoetischer Dialog" mit Elfriede Gerstl (ORF/BR 2019), wurde zum Hörspiel des Monats April 2019 gekürt-

Ursendung: 20.03.2020

Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 31.08.2023

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