Alle reden vom Wetter, alle reden vom Klima – es ist Zeit, diesen Diskurs künstlerisch zu führen.
Seit Menschengedenken existiert der Wunsch, ins Wettergeschehen auf der Erde einzugreifen. An die Stelle ritueller oder religiöser Wetterbeschwörungen ist heute ein unter Klimawissenschaftlern, Politikern, Wirtschaftsfachleuten und Militärs offen und konkret geführter Diskurs über die weltweite Beeinflussung der Atmosphäre bis hinauf in die Stratosphäre durch Chemie und Physik getreten. Wetter verliert seinen "Wildlife"-Charakter.
Werner Cee beschäftigt sich schon seit Jahren mit diesem Thema und hat aus seinen Arbeitsmaterialien – altem genutzten wie ungenutzten sowie neuem Audiomaterial – den Soundtrack eines dystopischen Szenarios komponiert. Auf der Textebene collagiert er historische Zeugnisse (etwa von Lord Byron und Jón Steingrímsson über den Ausbruch des Laki-Vulkans 1783/84) mit zeitgenössischen Gedichten (wie den "Cloud Songs" von Bettina Obrecht) sowie Field-Recordings über eine Ätna-Beschwörung mit Dokumenten und Patentschriften aus dem US Patent and Trademark Office zum Geo-Engineering. Sie alle lässt er auf eine Klangwelt aus Soundscapes und irisierenden Atmosphären treffen – von traumverlorenen Landschaften bis hin zu apokalyptischem Unwetter.
Werner Cees Text-Musik-Stück bewegt sich entlang der ambivalenten Utopien von ergebener Naturfaszination und ergiebiger Naturbeherrschung, in denen es die eine richtige Antwort bisher nicht gibt oder auch vielleicht nie geben kann.
Werner Cee, geboren 1953 in Dorheim/Hessen. Studium der Bildenden Kunst an der Frankfurter Städel-Kunsthochschule. Cee lebt in Nordhessen, wo er als Klangkünstler, Komponist, Hörspielmacher und Fotograf arbeitet. Auszeichnungen u. a. Prix Italia 2010 und Deutscher Klangkunstpreis 2012.
Ursendung: 20.02.2020
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 30.01.2022
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