""Der Vorhang", sagt der Schauspieler und meint jenes Stück Stoff, das im Jargon der Bühnenarbeiter schlicht "Lappen" genannt wird, "ist das Laken, auf dem sich der Geist mit der Kunst vermählt, griechisch-tragisch, die gepolsterte Barrikade, vor der jeder aufrecht spielende Schauspieler dem Peloton der Kritiker ausgeliefert ist, die Fahne der Kulturrevolution, mit der man ihm die Augen verbindet und das Leichentuch, das man über ihn breitet wie eine Verhüllung des Denkmals Realität" - sagt´s und weigert sich standhaft, die Bühne zu verlassen, die ihm wie eine Insel in der Härte und Kälte der Welt erscheint. Er will einfach nicht mehr nach Hause gehen, daran können auch der Schäferhund Bernhard und der Mann von der Security nichts ändern, der wenig einfühlsam darauf hinweist, dass es für die Bühnenarbeiter eine Drecksarbeit sei, liegengebliebene Schauspieler wegzuräumen. Zwischen Schauspieler, Herr und Hund entfacht der Autor ein "Vokalbombardement" und "nichts, wirklich nichts, soll dazu verleiten, seinen Inhalt ernster zu nehmen, als er nicht ist.""
Ludwig Fels, geboren 1946, lebt in Wien und arbeitet seit 1973 als freier Schriftsteller. Für seine Gedichte und Romane erhielt er mehrere Auszeichnungen.
Ursendung: 15.01.2003
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 19.02.2020
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