Taiga - Erzählungen aus dem nördliche Land der Mongolen
Hörspielbearbeitung - ein Hörspiel von Ulrike Ottinger, SWF - BR - SFB 1994
Die Filmemacherin, Dokumentarfilmerin und Hörspielautorin Ulrike Ottinger besuchte zweimal die Mongolei. Sie ließ nicht nur die Filmkamera laufen, sondern auch ein Aufnahmegerät. Aus diesem Material entstand das sechsteilige Hörspiel ´Taiga´.
Das weite, von hohen Schneebergen eingeschlossene Darkhad-Tal in der nördlichen Mongolei ist nur über zwei schwer zugängliche Pässe erreichbar. Auf ihrem höchsten Punkt stehen mächtige Owoos, Steinsetzungen, an denen Pferdehaar, Milch und Taiga-Weihrauch geopfert werden. Im Tal leben die Darkhad-Nomaden mit ihren Yaks, Pferden, Kamelen, Schafen und Ziegen, genannt die Fünf Edlen Mongolischen Tierarten, in den Bergen die Sojon-Uriangchaij mit ihren Rentieren. Ulrike Ottinger hat die beiden Völker besucht und aufgezeichnet, was an alten Lebensformen noch lebendig ist. Ihre Reise beginnt in der Wildnis bei den Nomaden und endet in den Blockhüttensiedlungen, den alten Handelsstationen im mongolisch-russischen Warenverkehr, die in den letzten Jahren ihre Bedeutung verloren haben. Hier gilt das Alte nicht mehr, und das Neue existiert in Wortformen wie "Neue Marktwirtschaft, Neue Freiheit, Neue Zeit". Sie sind angefüllt mit Wünschen und Träumen und werden wie schützende Beschwörungsformeln wiederholt."Während die Ottinger das Ohr an die Pforten eines längst gefährdeten Paradieses hält, wird man weniger nach Belehrung und ethnologischer Erkenntnis suchen. Man lässt sich hineinfallen in diese friedliche, weltferne Atmosphäre, beginnt zu träumen und eigene Bilder von der Taiga zu gestalten. Kurios, dass dabei ausgerechnet auf jene Optik verzichtet wird, auf die die Mongolen selbst so versessen sind und die Ulrike Ottinger die Jurten öffnete: Mit der Polaroid-Kamera wusste sie nämlich die Begeisterung der Einheimischen zu wecken. Mit den Bildern der schnell spuckenden, gar ´kackenden´ Kamera (wie die Nomaden sagten) wurden die Hausaltäre geziert.
"´Die Mongolei ist immer schon der Ort einer besonderen Sehnsucht für mich gewesen´, bekannte die Filmregisseurin Ulrike Ottinger. (...) Doch als sie endlich in die Mongolei kam, fand sie ´im alten Stammgebiet der Ordosmongolen eine Landschaft vor, die wie in den Goldrauschzeiten Amerikas durchwühlt und ausgebeutet wurde. Die Erde war aufgerissen und verwundet. Es stank, qualmte, brannte, und ich fühlte mich erst einmal wie auf einer Wanderung durch Dantes Inferno. Die Mongolen, deren Stiefelspitzen nach oben weisen, um die Erde nicht zu verletzen, und die kein Loch graben, um die Erdgeister nicht zu kränken, hatten diese Gegenden längst verlassen.
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