Es geschah meist bei der Tabakernte im Sommer: Frauen wurden "von der Tarantel gestochen". Sie verfielen innerer Unruhe und Wahnsinn. Der Tarantismus trat bis in die 1960er Jahre im süditalienischen Apulien auf. Die Betroffenen organisierten Heilrituale, um ihren Körper durch frenetische Tarantellamusik und Tanz vom (symbolischen) Spinnengift zu befreien. Gleichzeitig gaben sie dem Leiden und der Unterdrückung eine Stimme.Inspiriert von dieser Praxis erschafft Alessandra Eramo ein Trance-Musikritual, das klangliche Erinnerungen zutage fördert wie das Sediment eines Flusses. Eine wilde Stimme, laut, sanft, selbstbewusst, bestialisch, ungelernt, verletzlich. Ein archaischer Klangraum im Körper des modernen Menschen.
Alessandra Eramo, geboren 1982 in Taranto/Italien, lebt als Vokalistin und Klangkünstlerin in Berlin. Sie studierte Klassischen Gesang und Intermediale Kunst und Performance Kunst in Mailand, Stuttgart und Venedig. In ihren Performances und Installationen erforscht sie Grenzbereiche von menschlicher Stimme und Geräusch als soziopolitisches Material. Zahlreiche internationale Stipendien und Gastaufenthalte.
Ursendung: 11.09.2020
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 11.09.2020
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