Mit Stadttexten von Autorinnen und Autoren mit besonderem Bezug zu Wien und gefundenen Texten von und mit Christian Reiner
"In Wien finde ich viele Stimmen, die ihre Spuren hier hinterlassen haben. Neben den österreichischen und besonders Wiener DichterInnen auch viele, die wie ich hier gelandet sind. Ich fand dort eine Sprache, die mich an meine erinnert, die ich spreche, wenn ich mit MusikerInnen zusammen improvisiere. Und vor allem habe ich in Wien immer das Gefühl, viel Zeit zu haben. Hier ist nicht viel eilig."
(Christian Reiner)
Jede Stadt erzählt. Stimmen aus Vergangenheit, Gegenwart und Ahnungen der Zukunft überlagern sich zu einem charakteristischen Amalgam. Was hat Wien zu erzählen? Wer kann ihre Geschichten hören? Der Stimmkünstler Christian Reiner hört hin.
Er ist ein Sammler der Stimmen. Stimmen sind ihm überall. In alten Texten, dem Rauschen der Bäume und des Stadtverkehrs, den Kakophonien des Alltags. Er sammelt sie alle, die hörbaren und die unhörbaren. Seine Inspiration sind Worte, wo sie ihm zufällig begegnen. In all ihren Ausprägungen und Idiomen, in Zeichen und Bildern sieht und hört er Texte, die er zu musikalischen Wortgebilden verdichtet. Er liest die Worte auf bevor sie zwischen den Zeilen des Lebens zerrieben werden und formt sie neu. Eine Art Wortrecycling, das die Sinne schärft für die Schönheiten im allgegenwärtigen Überfluss der Worte.
"Stadtstimmen" nimmt die reale Person Reiners zum Ausgangspunkt einer Geschichte, die zunächst quasidokumentarisch verfolgt, wie sich ein Künstler dessen Material Stimmen sind auf die Suche macht nach den passenden Worten und dabei peu a peu hineingerät in die Textur der Stadt, die gespeist ist aus vielen unterschiedlichen Quellen: Werbetexten, im Vorbeigehen Gehörtes und den vielen Einspeisungen der Erinnerung an Texte von Ernst Herbeck, Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann, Joseph Brodsky, Thomas Kling, Georg Trakl, Wolf Wondratschek oder Margret Kreidl...
Die Atmosphäre der Stadt, ihre Geräusche, ihr Rhythmus, ihre Sounds werden zu einer musikalischen Textimprovisation über die Notwendigkeit der Sprache.
Ursendung: 13.09.2020
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