Eine Theorie zur Herkunft von Beethovens Schwerhörigkeit macht den Biss eines Rattenflohs dafür verantwortlich, den sich der Komponist während eines Aufenthaltes in Berlin zugezogen haben soll. Der Rattenfloh galt als Erreger des Flecktyphus. Dieser Umstand wurde aber erst nach Beethovens Tod herausgefunden wie auch die Tatsache, dass mindestens 15% aller von der Krankheit Befallenenen an Taubheit litten. Rattenfloh ist eine akustische Reflektion über Beethovens Werk, eine fiktive Reise durch sein krankes Gehör imaginierend. In Rattenfloh ist Beethovens Taubheit die Folie, auf der seine Werke Prozessen der Veränderung, Verzerrung, Dekonstruktion, Distanzierung, Variation, Übermalung unterzogen werden und somit zu einer Erfahrung des hörenden außenstehenden werden.
Sprachliches Schlüsselmoment ist die andekdotische Kolportage des Zeitgenossen Ludwig Rellstab über einen Fehler des Komponisten während einer grotesk wirkenden Zusammenkunft beider.
Die Rolle des sprechenden Protagonisten Werner Wölbern wechselt dabei mehrmals die Perspektive von der Rolle des sprechenden Beethoven über den erzählenden und deklamierenden Ludwig Rellstab hin bis zu Akklamationen eines leidenden unbestimmten Subjekts.
Hermann Kretzschmar
Ursendung: 19.12.2020
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 28.06.2024
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