""Die Nervensysteme sind äußerst sensibel geworden. Absoluter Tanz, absolute Poesie, absolute Kunst -: gemeint ist, daß ein Minimum von Eindrücken genügt, um außergewöhnliche Bildformen hervorzurufen. Alle Welt ist medial geworden: vor Angst, vor Schreck, vor Qual, oder weil es keine Gesetze mehr gibt - wer weiß es?" Der Dada-Begründer Hugo Ball, der dies mitten im Ersten Weltkrieg notierte, hatte sich in einem Romanprojekt seine eigene Reaktionsform für die Zeitläufte geschaffen, für die es keinen gemeinsamen Nenner gab. Bizarr und phantastisch, beängstigend und mit schallendem Gelächter, weihevoll ausschreitend und ins Leere tappend, salbungsvoll und mit moquanter Ironie agieren die Figuren auf diesen spiegelglatten Erzähltableaus, lassen die Worte purzeln und fangen sie auf. Gegen die Autorität des Tatsächlichen haben diese Verbalartisten und verzweifelten Weltverdreher vieles einzuwenden und können doch weder Halt noch Distanz finden. Der episodenreiche Roman wurde für den publizistisch engagierten Kriegsgegner Hugo Ball nach Kriegsausbruch zum inneren Kaleidoskop der Jahre 1914-1920."
Hugo Ball ( 1886-1927) war vor Kriegsausbruch Dramaturg der Münchner Kammerspiele. 1915 emigrierte er nach Zürich und gehörte 1916/17 zu den Dada-Begründern. Er arbeitete bis 1920 als politischer Publizist in Bern, dann als Schriftsteller im Tessin und in Italien.
Ursendung: 14.09.2000
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