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Schallarchiv - Eine Trilogie (3) record test

AudioArt - ein Hörspiel von Ulrich Bassenge, Bernhard Jugel, BR 2003


""Sie ist mit Kurven bedeckt - einer fein gekräuselten, gänzlich unleserlichen Schrift, die hie und da plastischere Figuren ausbildet, ohne dass der Laie ihr anhören könnte, warum." (Theodor W. Adorno 1934) Der Tonträger ist "testimonium": Zeugnis der Veränderung, die der Klang seit Edisons Erfindung erlebte. "record test" rückt Spezialitäten und Mängel der Archivmedien in den Vordergrund. Tonträger von Beginn der Tonaufzeichnung bis in die digitale Gegenwart - die in Gestalt von realaudio- und mp3-Files wieder in die klangliche Verschlechterung führen - liefern das Material. Wie rauscht ein Zylinder? Wie kracht eine Schellackplatte? Wie knistert eine Vinyl-LP? Wie springt eine CD? Wie verzerrt ein MP3-File? Wie kollabiert eine Festplatte? Künstler bearbeiten diese Medien weiter, kultivieren Schwächen und überhöhen Fehlfunktionen. 1966 erfand Milan Knizak in Prag ´Broken Music´ aus hängendem, brechendem, vergipstem, übermaltem, schmelzendem, brennendem, kurz: gepeinigtem Vinyl. Hip-Hop wandelte unwissentlich auf den Spuren dieses grausamen Plattentesters. Eine ähnliche Ästhetik führte mit digitalen clicks & cuts zu Gebilden von fragiler Schönheit oder brachialem Lärm. Schläft ein Lärm in allen Dingen: Rollen, Zylinder, Scheiben, Platten, Folien, Filme, Bänder - aus Hart- und Weichwachs, Draht, Schellack, Metall, Schokolade, Vinyl, Kunststoff, Papier und Metallspäne - machen ihre eigenen Geräusche. Als kryptische Träger unleserlicher Schrift bergen sie in kristalliner Form das Wissen der Welt, nicht ohne dabei selbst zu klingen. Zum Fetisch schließlich wird das Material in der konkreten Poesie der Hi-Fi-Testplatten erhoben: In Mono-, Stereo- und Quadrophonie wird die Schallplatte als solche gefeiert. Hier spannt sich ein Bogen zurück zu den ersten Aufnahmen der Geschichte, auf denen Sprecher die Platte als Platte priesen. "Wo gehen wir hin? ... Nicht so neugierig, kleiner Piccolo! Zuerst einmal auf die andre Seite der Platte." (Andre Popp: "Piccolo, Sax und Co." 1957)"

Ulrich Bassenge, geboren 1956 in München, ist Autor und Musiker (bei "Sparifankal" und "Embryo"). Er schrieb die Filmmusiken zu "Spaltprozesse", "Living Buddha" und "Die Macht der Bilder - Leni Riefenstahl" (Emmy 1993). Bassenge ist Hörspielautor, -komponist und -regisseur, u.a. beteiligt an "fusion" (BR 1989, lobende Erwähnung beim Prix Italia), "eurohymne" (mit Herbert Kapfer, BR 1990, civis-Preis), "Jandls Dilemma" (von Ernst Jandl, BR 1992), "Maria Volk Goldberg Remix" (BR 1998), "Makrophon" (von Valeri Scherstjanoi, BR 2000), "to be on your own" (BR 2001), "forecast" (HR/Autorenproduktion 2002), "Störung" (von Britta Höper, BR 2002).

Bernhard Jugel, geboren 1957 in Scheinfeld, lebt in München als Journalist, Moderator und Medienarbeiter. Er führte Regie bei vielen Hörspielen, u.a. bei "Das Radio der Zukunft" (von Velimir Chlebnikow, BR 1995), "Dienstag" (von Helmut Krausser, BR 2000, Hörspiel des Jahres), "Metropolis" (nach Thea von Harbou/Fritz Lang, BR 2001, Hörspiel des Jahres), "Rosa-Die Akte Rosa Peham" (von Thomas Harlan, BR 2001, Hörspiel des Monats April), "Amokkopf" (von Michael Farin, HR 2001), "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" (nach Fritz Lang/Thea von Harbou, BR 2003).

🔥 Hörspiel des Monats Oktober 2003

📚 andere Folgen von Schallarchiv - Eine Trilogie

Ursendung: 24.10.2003


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