Verbrecher und politische Häftlinge leben, von den beiden Weltregierungen interniert, auf der Venus. Eine Delegation der westlichen Weltregierung reist im Jahre 2068 in einer Rakete zur Venus, um die Kolonie für westliche Machtinteressen einzuspannen. Die Venusbewohner aber erweisen sich als resistent gegen militante Phrasen und totalitäre Vorstellungen von Volksbeglückung, sogar gegen die Drohung, die mitgebrachte Kobaltbombe zu zünden. Die Furcht vor dem ´Paradies´ Erde ist stärker als die vor der Zerstörung.
Friedrich Dürrenmatt verwies mit seinem Stück 1955 nicht nur auf die atomare Bedrohung, sondern vor allem auf deren Ursachen: ´Die Erde ist zu schön. Zu reich. Ihre Möglichkeiten sind zu groß. Sie verführt zur Ungleichheit. Auf ihr ist Armut eine Schande, und so ist sie geschändet. Nur hier ist die Armut etwas Natürliches. An unserer Nahrung, an unseren Werkzeugen klebt nur unser Schweiß, nicht noch Ungerechtigkeit wie auf der Erde. Und so haben wir Furcht vor ihr. Furcht vor ihrem Überfluss, Furcht vor dem falschen Leben, Furcht vor einem Paradies, das eine Hölle ist.´
Friedrich Dürrenmatt (1921-1990), Sohn eines protestantischen Pfarrers, studierte in Bern und Zürich Literatur, Philosophie und Naturwissenschaft. Den Wunsch, Zeichner und Maler zu werden, gab er zugunsten des Schreibens auf. Er arbeitete zunächst als Theaterkritiker, Kriminalautor, verfasste Sketche für das Kabarett und hatte dann erste größere Erfolge mit Theaterstücken und Hörspielen, die ihm zahlreiche Preise einbrachten.
hoerspielTIPPs.net:«Was für ein grandioses Stück – anhand von Protokollaufnahmen wird ein Verhandlungsversuch einer westlichen Delegation mit den Verbannten auf der Venus dargestellt. Beide Seiten haben vollkommen unterschiedliche Auffassungen zum Leben. Die befremdliche Art, mit denen die Bewohner der Venus den Unterhändlern entgegentreten, ist durch die unwirtschaftlichen Lebensumstände auf dem Planeten bedingt – Das Leben ist wichtiger – man hat keine Zeit für Politik.
Dürrenmatt nutzt hier die Science Fiction als Träger für ein nachdenkenswürdiges Lehrstück. Für den reinen SF-Fan mag das vermutlich ein bisschen zu wenig sein, andererseits wird es damit auch für Hörer interessant, die mit diesem Genre nicht so viel anfangen können. So ging es auch mir: Ich war sehr überrascht davon, wie mich das Stück fesseln konnte. Daher kann ich nur empfehlen, sich weder vom Namen ´Dürrenmatt´ noch vom SF-Genre abschrecken zu lassen, und sich das Stück einfach mal anzuhören.
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Vorstellung im OhrCast
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