Bis in die fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts musste Emily Dickinson (1830 – 1886) warten, bis ihre knapp 1800 Gedichte in einer Gesamtausgabe erscheinen konnten. Gedichte, die die amerikanische Literaturgeschichte inzwischen dazu veranlasste, die scheinbar weltentrückte "Einsiedlerin von Amherst" zu ihrer größten Dichterin auszurufen.
Zu Lebzeiten wurden von ihr lediglich sieben Gedichte veröffentlicht. Natur, Liebe, Tod, die metaphysische Obdachlosigkeit des modernen Menschen, die Transzendenz des Zeitlichen, Unsterblichkeit – das waren ihre Themen. Die Hörspielarbeit taucht ein in die Welt ihrer Gedichte und ihrer (literarischen) Briefe, denen sie oft Gedichte beilegte oder in das Geschriebenen mit einfließen ließ, um die Schönheit, Originalität und Modernität, die Eigenheit ihrer Poesie zu feiern. Um ihre Frage von 1862 an den Bostener Publizisten und Frauenrechtler Thomas Wentworth Higginson neu zu beantworten: "Leben meine Verse ?"
Jedes Wort in dieser auf den ersten Blick sehr unzugänglichen Gedichten wirkt unbekannt, wie frisch getauft. Deswegen kann, wer diese Gedichte liest, nichts wiedererkennen, nur erkennen, wie zum ersten Mal, wie ein Kind. Das ist im harmlosen Lektürefall erfrischend, im Ernstfall erschütternd
Iris Radisch
🔥 Hörbuch des Jahres hr2-Hörbuchbestenliste
Ursendung: 06.06.2021
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 18.11.2022
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