Das Aufbäumen gegen das scheinbar Feststehende bildet von Anfang an den Kern von Ilse Aichingers Dichtung. Sie schreibt an "gegen die sehr häufige Meinung des ‚So ist es eben´, die, was sie vorfindet, fraglos akzeptiert. Die Welt verlangt danach, gekontert zu werden." Die Erfahrung des nahen Todes bildete für sie den Ausgangspunkt, das Leben für sich und andere neu zu entdecken.
Die Komposition führt die Gedanken des Gedichtes "Ende des Ungeschriebenen" in unsere Gegenwart. Zeit und Erinnerung werden neu vermessen. Was bleibt entzifferbar, wenn die Namenszüge verblasst und die Spuren des 20.Jahrhunderts in die Archive verlegt werden? Ilse Aichingers Verschwinden verlangt danach gekontert zu werden.
So wird niemand wissen
von unseren Atemstößen
als wir über die Brücke liefen,
und was hinter uns liegt,
erfahren sie nicht:
Die schwachen Namenszüge,
die geköpften Sonnen.
Die Vorhallen der Spitäler
sind still.
Ilse Aichinger: Ende des Ungeschriebenen. In: Ilse Aichinger: Verschenkter Rat. Gedichte. Fischer 1991
Ursendung: 31.10.2021
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