⏰ 163 Min.
🎬 Regie:
Holger Rink
Übersetzung:
Marianne Holberg
🛠 Bearbeitung:
Frank Werner
🎼 Musik:
Peter Gotthardt
🎤 Mit:
Christian Brückner,
Maarten´t Hart,
Otto Sander,
Elke Petri,
Annekathrin Bürger,
Vadim Glowna,
Christine Pohl,
Eva Schäfer,
Katja Teichmann,
Mark Oliver Bögel,
Markus Wünsch,
Otto Mellies
Sie ist klein und eng, die Welt vom Hoofd am Nieuwe Waterweg in Südholland. Da ist die Apotheke von Simon Minderhout, dort das Haus der Klavierlehrerin Alice Keenids, das Café De Moriaan, die Zuiderkerk. Im Sommer der hohe Himmel, Deich, Strand und Wasser, im September samtenes Sonnenlicht. Sonntags die Kirchenglocken. Hier, an der Ecke President Steynstraat, ist er als Sohn eines Lumpenhändlers aufgewachsen, so erinnert sich der Komponist Alexander Goudveyl jetzt mehr als dreißig Jahre später. Hier, in einer alten Lagerhalle seiner Eltern, unter Nachbarn, die ihn und seine Eltern schief ansehen, weil sie "Zugezogene" sind, bringt er sich auf einem alten Blüthner selber das Klavierspielen bei. Und entdeckt eine andere Welt als die, die ihn umgibt: die Welt der Musik von Mozart, Schubert, Beethoven, den musikalischen Kosmos der Bachschen Kantaten. Und während er im Lagerhaus Klavier spielt, geschieht an einem regnerischen Samstagnachmittag im Dezember 1956 das, was sein Leben in heillose Unordnung stürzen sollte: der Mord an dem Polizisten Vroombout, dessen einziger Zeuge er ist und dessen Aufklärung fürihn zur Obsession wird. "Het woeden der gehele wereld" wurde 1994 in den Niederlanden als das spannendste Buch des Jahres ausgezeichnet. Der Roman ist nicht nur ein Krimi, sondern auch eine Kleinstadtgeschichte und eine Liebeserklärung an die klassische Musik.
hoerspielTIPPs.net:«Mit "Das Wüten der ganzen Welt" gelang Marten ´t Hart der große Durchbruch. Sein Roman ist deutlich mehr als ein spannender Krimi, es ist darüber hinaus auch eine Liebeserklärung an die Musik. Gerade diesem Punkt wird man mit diesem Hörspiel gerecht, da hier wirklich ein besonderer Anteil, sowohl an der Geschichte selbst, als auch in der Darstellung der Musik gehört. Neben vielen klassischen Stücken von Bach, Händel, Scarlati und vielen anderen, ergänzt man um die Komposition von Peter Gotthardt "Das Wüten der ganzen Welt", die zum Hauptmotiv der Geschichte erkoren wird. Die Musik enthebt die Geschichte ein wenig der Handlungszeit. Sie beginnt im zweiten Weltkrieg und reicht bis in die Siebziger Jahre. Die Hauptfigur, Alexander Goudveyl, erzählt von seiner Kindheit, die mit einem Mord, dessen Zeuge er wird, ein einschneidendes Erlebnis erfährt, bis zu dessen Auflösung Jahrzehnte später.
Marten ´t Hart gelingt es, den Hörer mehrfach in die Sicherheit zu wiegen, auf der richtigen Spur zu sein - im letzten Moment erweisen sich aber viele Verdachtsmomente als haltlos. Dabei nimmt die jeweilige Hinführung viel Raum ein - für den letzten Verdächtige braucht man nahezu das komplette letzte Drittel. Obwohl die Hauptfigur sehr zögerlich zu Werke geht, wird es dennoch zu keiner Minute langweilig - im Gegenteil: Das Hörspiel baut gerade durch diese behutsame Hinführung erhebliche Spannung auf.
Das Finale ist der krönende Abschluss dieses großartigen Hörspiels, die unglaubliche Auflösung ist wirklich außergewöhnlich gut gelungen und sorgt dafür, dass diese Geschichte sich - auch in Bezug auf den Krimi-Aspekt - sicherlich gut im Gedächtnis des Hörers festsetzen wird.
Die Inszenierung ist zu Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Die vielen Erzählereinschübe, die sich in die Dialoge drängen, lassen diese Produktion mehr an eine szenische Lesung erinnern. Man findet dann aber recht schnell in die Geschichte, da die Art der Darstellung gut zur rückblickenden Erzählweise passt.
Hinzu kommt, dass dieser weitreichende Part von Christian Brückner gesprochen wird, dem es gut gelingt, diese "wissende" Ebene zu spielen. Auch wenn er stimmlich deutlich älter wirkt, als es der Erzähler eigentlich ist, stört dies keineswegs die Glaubwürdigkeit.
Die Hauptfigur in den Spielszenen verkörpern Lukas Ahrem, als jüngerer und Mark Oliver Bögel als der erwachsene Alexander Goudveyl. Beide überzeugen in diesen Rollen. Daneben sind noch viele große Stimmen zu hören, die mit ihren sehr glaubwürdigen Einsätzen die gute Ensembleleistung abrunden.
"Das Wüten der ganzen Welt" ist eine gelungene Hörspielumsetzung des gleichnamigen Romans, die nicht nur einen spannenden Kriminalfall bietet, sondern auch eine wunderbare Geschichte über die Liebe zur Musik sehr hörenswert erzählt. »
Ursendung: 24.11.1998
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