Nur kurze Zeit noch - Zwischen Theogonie und Mythos Apokalypse
Aus dem Chaos erwächst Ordnung. Geschichten vom Ursprung, Mythen, erzählen vom Woher und Wohin und sind in allen Kulturen zu finden. Der Mythos erzählt vom Ende her. Der Ablauf ist nicht umkehrbar, es gibt kein Entrinnen. Der Mythos folgt der Zeit. Schon die Genesis definiert die Zeit. Sieben Tage braucht die Schöpfung, sieben Trompeten künden vom Ende. Das eine birgt das andere.
Die Offenbarung des Johannes steht in der Tradition der jüdischen Apokalyptik, wie sie durch das Buch Daniel geprägt worden war, und ist der einzige genuin prophetische Text, der für das Christentum Bedeutung erlangt hat. Das auf der Insel Patmos vor Ephesus ca. 95 n. Chr. entstandene Sendschreiben an die sieben christlichen Gemeinden in Kleinasien, eine Weissagung gegen das römische Imperium und den Kaiserkult, bedient sich universeller Bilder und Chiffren.
Die Zahl Sieben steht in der jüdisch-christlichen Tradition für Ganzheit und Vollkommenheit, d. h. gemeint und adressiert war die ganze Welt.
Basierend auf der Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch des Neuen Testaments (Übersetzung: Martin Luther), sowie auf Auszügen aus Theogonie von Hesiod (Übersetzung: Herbert Kaizar) und aus Peter Kaizars "Im Fischteich Vogel sein" konzipierten die Dramaturgin Brita Kettner und der Komponist und Regisseur Peter Kaizar das Radiostück "Nur kurze Zeit noch - Zwischen Theogonie und Mythos Apokalypse".
Die Sieben hat die Menschheit seit jeher fasziniert, und in vielen Kulturen ist ihre Bedeutung nachweisbar: In China wird mit ihr das menschliche Leben verbunden, die Maya kennen den siebenschichtigen Himmel, im babylonischen Kalender gelten der siebente Tag und ein Vielfaches davon als Unglückstage, im Judentum ist er der geheiligte Tag, Rom wurde auf sieben Hügeln gebaut, im Islam ist die Sieben ebenso von Bedeutung wie in der Mithrasreligion. Diese Aufzählung ließe sich noch lang fortsetzen. Dementsprechend sind Komponisten und Komponistinnen, Musiker und Musikerinnen aus verschiedenen Ländern, Kontinenten, Kulturen und Religionen eingeladen, einzelne Abschnitte der Offenbarung zu vertonen, die ausgewählten Texte werden von Vera Borek, Pippa Galli, Brigitte Karner und Peter Simonischek in der Regie von Peter Kaizar zum Klingen gebracht.
Die Zahlensymbolik wird in die Kompositionen von Dhafer Youssef, Patrice Héral, Joanna Lewis und dem Koehne Quartett, Akemi Takeya, Peter Kaizar, Georg Graf, Achim Tang, Otto Lechner, Anton Burger, Zoltán Lantos und Jatinder Thakur einbezogen. Ausgehend von den Zahlen Drei, Vier und Sieben, die in der Apokalypse besondere Bedeutung haben, werden rhythmische, melodische und harmonische Räume geschaffen.
Ursendung: 13.11.2021
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