Über drei Jahre arbeitete Musil an dieser Erzählung über den Lebensbericht eines Mannes, bevor er sie 1928 in einer Zeitschrift veröffentlichte. Später nahm er sie in seinen legendären „Nachlass zu Lebzeiten“ auf
Über drei Jahre arbeitete Musil an dieser Erzählung über den Lebensbericht eines Mannes, bevor er sie 1928 in einer Zeitschrift veröffentlichte. Später nahm er sie in seinen legendären „Nachlass zu Lebzeiten“ auf. In ihrer Schul- und Studienzeit waren sie befreundet, danach hatten sich die beiden Männer aus den Augen verloren. Als sie sich nach Jahren wiedertreffen, schildert einer von beiden in einer Art Selbstgespräch dem anderen drei bemerkenswerte Erlebnisse.
Es war der Gesang einer Amsel, der ihn eines Tages in einen „zauberhaften Zustand“ versetzte und ihn dazu veranlasste, mitten in der Nacht Frau und Heim zu verlassen, um dem Vogel zu folgen. Im Schützengraben, berichtet er weiter, habe er in Lebensgefahr aus dem Himmel einen „feinen Gesang“ vernommen. Und wieder war es eine Amsel, die nach dem Tod seiner Mutter die Erinnerung daran weckte, dass ihm schon in der Kindheit ein schwarzer Vogel zugeflogen war.
Robert Musil (1880-1942), österreichischer Schriftsteller, schrieb seit den 20er-Jahren an seinem unvollendet gebliebenen Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“, der zur Weltliteratur zählt. Sein erster Roman, „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ (1906) wurde 1966 von Volker Schlöndorff verfilmt. Sein Schauspiel „Die Schwärmer“ (1921) und die Posse „Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer“ (1924) wurden von Ingeborg Bachmann für das Radio bearbeitet.
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