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Alice hinter den Spiegeln

Kinderhörspiel - ein Hörspiel von Lewis Carroll, WDR-hr 1975


„Tun wir doch so, als ob aus dem Glas ein weicher Schleier geworden wäre“, sagt Alice, und steigt durch den Spiegel hindurch. Sie bewegt sich über ein Schachfeld, auf dem sie allerhand wunderlichen Kreaturen begegnet.

"Carrolls Bücher handeln von der Gesellschaft. Hier, und fast nur hier, besteht Alice ihre Abenteuer; ihr wahrer Schauplatz ist das Parkett; der Kampf geht um die Schicklichkeit; die Waffe ist das Wort. Die Hinrichtungen der Herzkönigin sind nur Spaß; die wahren Exekutionen finden im Gespräch statt. In den Ländern, die Alice durchwandert, stirbt man die Tode der Verlegenheit und des Verstummenmüssens; man wird nicht ermordet, sondern mundtot gemacht; und nicht die Gurgel wird einem abgeschnitten, wohl aber die Antwort. Unversehens ist Alice in einem Irrgarten, in ein Vexierspiegelkabinett des schicklichen Verhaltens geraten, und sie bewährt sich darin schöner als je ein ins Elend verschlagener Märchenprinz." (Christian Enzensberger) "Andre Breton machte bereits darauf aufmerksam, daß die Zerstörung der geistigen Konventionen des 19. Jahrhunderts durch die Alice-Romane von Carroll den Boden vorbereitete für die großen künstlerischen Bewegungen unseres Jahrhunderts, wie etwa den Surrealismus. Aber auch im Futurismus lassen sich Spuren solcher Wirkung entdecken. Und ebenso im Dadaismus, bei Schwitters etwa. Sie lassen sich verfolgen bis in unsere gegenwärtige konkrete Poesie. Ich möchte diesen Nachweis gerne führen in einer freien akustischen Collage-Komposition, einer gleichsam musikalischen, symphonischen Neustrukturierung der Texte aus unseren heutigen Literatur-und Realisations-Erfahrungen heraus." (Heinz von Cramer).


Lewis Carroll (1832- 1898) war ein britischer Schriftsteller, Fotograf, Mathematiker und Diakon. „Alice hinter den Spiegeln“ (1871) ist die Fortsetzung von „Alice im Wunderland“ (1865). Die beiden Kinderbuchklassiker zählen zur Nonsensliteratur und inspirierten andere Schriftsteller wie James Joyce und André Breton.

Ursendung: 31.10.1975


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