Originalhörspiel in fünf akustischen Dioramen
Seit fünf Jahrzehnten kämpft die samische Familie Sunna im subarktischen Schweden um ihr uraltes Gewohnheitsrecht, Rentiere zu halten. Für die Sunnas ist der Umgang mit den Tieren in freier Natur unter extremen klimatischen Bedingungen mehr als ein Job. Es ist ihr Way of Being. Doch die schwedischen Gesetze verbieten ihnen die angestammte Lebensweise. Ein Fall von Menschenrechtsverletzung in einem europäischen Land mit bestem Ruf?
Der 37-jährige Anders Sunna bespielt als einer von drei indigenen KünstlerInnen den Nordischen Pavillon auf der 59. Biennale di Venezia 2022, der so zum „Sámi Pavillon“ wird. In fünf großformatigen Kollage-Tafeln erzählt der Maler detailliert, direkt und mit Galgenhumor vom Kampf seiner Familie gegen den Staat. Die Bilderzählung wird intensiviert durch fünf kurze Radiostücke, „akustische Dioramen“ (Serotonin), in denen Stimmen der Beteiligten dicht und multiperspektivisch durch das absurde Gerichtsdrama führen. Eingebettet ist dies in die Geräusche des Umgangs mit den Rentieren in der winterlichen Natur. So scheint eine andere, einheitliche Welt auf, deren Gleichgewicht durch die staatliche Wirtschaftsaggression empfindlich gestört wird. Nach fünf erfolglosen Prozessdekaden setzt Familie Sunna nun ganz auf die Macht der politischen Kunst.
Anders Sunna, geboren 1985, ist ein samischer Maler und lebt in Jokkmokk, einem Ort im subarktischen Schweden. Der Sohn einer Familie von Rentierhütern streitet mit seinen dichten Bilderzählungen um das Recht der Sunnas auf ihre angestammte Lebensweise.
Gaby Hartel lebt als Kuratorin internationaler Sound/Kunstprojekte, als Radioautorin und Übersetzerin in Berlin und London. Derzeit lehrt sie Sounderzählung, Radiokunst und Radiotheorie an der Kunstuniversität Linz.
Ursendung: 26.04.2022
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 16.04.2022
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