Auf dem freien Markt ist alles zu haben: Autos, Bücher, Versicherungen, ´Liebe´, die exotischsten Früchte... unendlich viele Angebote. Und dann gibt es auch noch die Programmangebote in Radio und Fernsehen. An denen wird immer wieder herumkritisiert. Einer der scharfen Kritiker ist - bei Hildebrandt - Dr. Schnabel. Der tut das berufsmäßig, denn er ist Journalist. Ihm gereicht zur Ehre, dass er ethische Normen für diesen Beruf mitbringt. Darum nimmt er sich auch vor, einen gewissen Dr. Wanzek, der sich herablässt, ihm Interviews zu geben, so richtig auseinander zu nehmen. Wanzek ist ´Anbieter´. ´So ein Mann könnte alle Berufe dieser Welt ausüben, eine Zeitung herausgeben, einen Versandklappenhandel leiten, einer Fraktion im Parlament vorsitzen oder der Nachfolger von Bischof Dyba werden.´ Wanzek aber widmet sich dem einträglichen Geschäft des Verkaufs audio-visueller Produkte an das Fernsehen, an das öffentlich-rechtliche wie an das private. Von letzterem besitzt er einen Teil. Und darum kann er Schnabel schließlich auch ein ´Angebot´ machen. Das Angebot von Dieter Hildebrandt ist keines zur alleraktuellsten Debatte, er hat es schon davor geschrieben. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen, etwa mit Leo Kirch, sind ausgeschlossen, denn Kirch gibt keine Interviews. Und die schärfsten Fernsehkritiker sind auch nicht mehr die Journalisten.
Dieter Hildebrandt, 1927 in Bunzlau/Niederschlesien geboren, gilt als einer der einflussreichsten Kabarettisten in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Während seines Studiums der Literatur- und Theaterwissenschaften (1950-55) gründet er das Studentenkabarett "Die Namenlosen" in München-Schwabing und danach, zusammen mit dem Sportreporter Sammy Drechsel die "Münchner Lach und Schießgesellschaft". Durch seine Arbeit für Rundfunk und Fernsehen und die Mitwirkung in satirischen Kinofilmen wird er schnell über München hinaus bekannt (u.a. als Fotograf Herbie Fried neben Klatschreporter Baby Schimmerlos (Franz Xaver Kroetz) in der TV-Serie Kir Royal (1986) oder, neben Gerhard Polt, als Dr. Berzelmeier in "Kehraus" (1983) und als Dr. Friedhelm in "Man spricht deutsch" (1988)). Zusammen mit Gerhard Polt macht Hildebrandt in den 1980er Jahren außerdem zwei gemeinsame Programme. Er hat schriftstellerische Erfolge mit autobiographisch-gesellschaftskritischen Erzählbänden wie "Was bleibt mir übrig" (1986), "Ausgebucht. Mit dem Bühnenbild im Koffer" (2004) oder "Nie wieder achtzig!" (2007). Dieter Hildebrandt ist Moderator und Mitautor der ZDF-Sendereihe "Notizen aus der Provinz" (1973-1979). Seine Sendung "Scheibenwischer" (SFB/RBB 1980-2003) ist 23 Jahre in der ARD erfolgreich und macht ihn zum Inbegriff des politischen Kabaretts. Einen Partner für eigene kabarettistische Unternehmungen findet Hildebrandt in dem Österreicher Werner Schneyder, mit dem er zwischen 1974 und 1981 insgesamt sechs Programme schreibt und durch ganz Deutschland und Österreich tourt. 1985 kommt es zu einem gefeierten gemeinsamen Gastspiel in der DDR auf Einladung der Leipziger Pfeffermühle. 2010 tritt er mit seinem Soloprogramm "Ich kann doch auch nichts dafür" auf die Kabarettbühne. Es ist sein letztes Bühnenprogramm. Am 20. November 2013 stirbt Dieter Hildebrandt in München.
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