""Was hier, in dieser muffigen Atmosphäre, als ob ich es geahnt hätte." Mit diesen Zeilen beginnt Thomas Bernhards Stück "Der Theatermacher". Der Protagonist des im Jahr 1985 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführten Stücks ist der berühmte Theaterschauspieler Bruscon, der mit seiner Familie im verschlafenen Dörfchen Utzbach seine Menschheitskomödie "Das Rad der Geschichte" aufführen will. Er selbst spielt im Stück alle Hauptrollen: Kierkegaard, Cäsar, Metternich, Hitler. Doch nichts läuft so wie geplant. Der Raum ist zu schwül, der Boden zu morsch, Frau und Kinder gänzlich talentlos und ungeeignet. In langen Tiraden ereifert sich der Staatsschauspieler über die Vergeblichkeit der Kunst, die Verkommenheit der noch immer dem Nationalsozialismus anhängenden österreichischen Bevölkerung, die Dummheit des Publikums und das mangelnde Kunstverständnis der örtlichen Feuerwehr. Dann bricht auch noch ein Gewitter aus und die Menschen ziehen das reale Spektakel der dramatischen Kunst vor ...
Teil 1 - Utzbach wie Butzbach
Thomas Bernhards vielleicht berühmtestes Stück als große Schauspielerbühne für Peter Simonischek. 20 Jahre war er Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne unter der Leitung von Peter Stein und später Andrea Breth und über 20 Jahre gehört Peter Simonischek jetzt schon dem Ensemble des Wiener Burgtheaters an. Internationale Bekanntheit und großes Lob der Fachkritik brachte Simonischek 2016 die Titelrolle in Maren Ades Spielfilm „Toni Erdmann“ ein. Für den Part eines alternden Musiklehrers, der seine freudlose Manager-Tochter (dargestellt von Sandra Hüller) in der Gestalt eines kauzigen Alter Egos aus der Reserve locken möchte, gewann er im selben Jahr als erster österreichischer Schauspieler den Europäischen Filmpreis als Bester Darsteller.
Teil 2 - Frittatensuppe
Zwei Minuten Finsternis. Absolute Finsternis. An dieser Forderung von Thomas Bernhard und Claus Peymann entzündete sich Anfang der Siebziger Jahre bei den Salzburger Festspielen ein Theaterskandal unvergleichlicher Art - wohl einer der größten, den Bernhard in seinem Leben provoziert hat: der sogenannte „Notlicht-Skandal“.
Teil 3 - Blutwurstdienstag
Als „Nestbeschmutzer“ empfand man Thomas Bernhard in seinem Heimatland. Er wiederum bescheinigte seinen Landsleuten „absolute Kulturlosigkeit“ und verfügte testamentarisch ein Aufführungs- und Publikationsverbot all seiner Werke in Österreich. „Mein ganzes Leben ist nichts anderes als ununterbrochenes Stören und Irritieren“, so Bernhard über sein ständiges Theatermachen.
Teil 4 - Alles verhustet
Nach wie vor ungebrochen ist die Faszination über den „Unterganghofer“, Moralisten und Humoristen Bernhard. Ein unwiderstehlicher Sog geht von den ewigen Tiraden seiner Figuren aus. Es sind Nörgler auf der Lauer, nie zufrieden, stets passt etwas nicht, immer gibt es etwas, das wirklich furchtbar ist. Ihr Redefluss ist ungebremst, aufreibend und anregend, niederschmetternd und belustigend zugleich. Und hochmusikalisch. Die Musik spielt eine besondere Rolle im Werk von Bernhard, der eigentlich gern Sänger geworden wäre.
Teil 5 - Die Leinenkappe
„Man kann ihn zitieren, man kann sich stundenlang in Bernhardschen Sätzen unterhalten. Man kann mit den Sätzen leben“, sagte einmal der Schauspieler Bernhard Minetti. In 27 Sprachen sind seine Bücher mittlerweile übersetzt worden. In Frankreich weiß man gar von Fällen mit „bernhardité aigue“, akuter Bernharditis, zu berichten.
Teil 6 - Fatale Weltkonstruktion
Thomas Bernhard wurde am 10. Februar 1931 in Heerlen in Holland geboren. Er ist Salzburger. Immer wieder sucht er die Landschaft seiner Vorfahren, den Flachgau, auf. Die Zeit, die er in Wien verbrachte, betrachtet er als verloren, insofern er gezwungen war, in dieser bewunderungswürdigen Architektur mit ihren Bewohnern zusammenzutreffen. Die Wiener sieht er nicht liebenswürdig, sondern von der Unfähigkeit, sich selbst zu kritisieren, berauscht. "
Radio:Tipp der Hörspiel-Freunde
Vorstellung im OhrCast
Ursendung: 09.07.2022
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 14.01.2023
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