Die Nachricht schlägt in Bruck am Inn ein wie eine Bombe: In einer zum Wochenendhäuschen umgebauten Fischerhütte ist die 17jährige Janina tot aufgefunden worden. Unzählige Verehrer hat die kühle Schöne schon abblitzen lassen. Der Verdacht fällt sofort auf den Besitzer der Hütte, Rupert Scheffler. Offenbar hatte der Stadtrat und Familienvater ein Verhältnis mit dem Mädchen, das in seinem Betrieb eine Lehrstelle hatte. Alle Indizien sprechen gegen ihn. Bald steht er vor den Trümmern seiner Ehe und seiner Karriere. Allerdings fallen den Ermittlern Ferdl Raab, Rudi Egger und Senta Pollinger einige Ungereimtheiten auf. Kioskbesitzerin Nanni weiß zu berichten, dass auch der 19jährige Sohn von Scheffler ein Auge auf Jenny geworfen haben soll. Ist der Mord an der jungen Frau Teil eines Familiendramas? Ein anonymer Anruf bringt Rudi Egger allerdings auf die Spur eines stadtbekannten Nörglers, der Spross einer der alt-eingesessenen Familien ist und als nervtötender, aber harmloser Sonderling gilt. Es stellt sich heraus, dass der Sonderling alles andere als harmlos ist. Verblendet von Hass und Rachsucht verfolgt er einen teuflischen Plan.
Robert Hültner, geboren 1950 im Chiemgau, lebt abwechselnd in München und in den Cevennen. Er arbeitet als Autor, Regisseur und Filmrestaurator und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Deutschen Krimipreis (1996 und 1998) und den Friedrich-Glauser-Preis (1998). "Hexenjagd" ist sein zweiter Radio Tatort für den BR.
hoerspielTIPPs.net:«Der erste Radiotatort des BR glänzte vornehmlich durch sein besonderes Lokalkolorit. Schafft es der zweite Versuch, inhaltlich etwas mehr zu überzeugen?
So durchschaubar, wie der erste Fall aus Hültners Feder, ist "Hexenjagd" nicht. Im Gegenteil, der Plot ist diesbezüglich richtig gelungen, und der Hörer kommt hier erst gleichzeitig mit dem Protagonisten Rudi auf die richtige Spur. Bis dahin versteht man es, dem Fall so zu lenken, dass nicht nur die Polizei im Dunkeln tappt und in falsche Richtungen denkt.
Allerdings bringt man Motiv und die entscheidende Figur erst recht spät in die Handlung ein, sodass der Hörer auch keine wirkliche Chance hat, auf die richtige Fährte zu kommen.
Die Auflösung ist zwar durchdacht, wirkt aber etwas an den Haaren herbeigezogen und ist nur mit der geistigen Verwirrung der betreffenden Figur zu begründen. Diese hätte, um glaubhaft zu wirken, allerdings etwas früher thematisiert werden müssen.
Für die Umsetzung zeichnet sich das frisch mit dem Deutschen Hörbuchpreis prämierte Team um Ulrich Lampen verantwortlich. Wie zu erwarten, gibt man sich auch hier keine Blöße und liefert eine gute Arbeit ab.
Der BR-Tatort ist ja am deutlichsten im Dialekt verwurzelt. Während andere Sender die Sprachfärbung (wenn überhaupt vorhanden) etwas einschränken, geht der BR diesbezüglich sehr ungezwungen zu Werke. Das verschafft der Kulisse, die ja nunmal von der fiktiven Kleinstadt Bruck am Inn geprägt ist, ein sehr authentisches Bild. Es hat allerdings auch den Nachteil, dass jenseits des Mains der ein oder andere Satz untergehen dürfte.
Insofern ist der BR-Tatort vom formalen Aspekt einer der besten Radiotatorte, leider hängen die Storys dieser Qualität bislang noch etwas hinterher. Wenngleich man auch diesbezüglich hier schon einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht hat.»
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