Die 1956 im Auftrag der BBC entstandene berühmte erste Hörspielarbeit Samuel Becketts weist - im Unterschied zu seinen späteren Arbeiten - einen fast realistisch anmutenden Handlungsrahmen auf.
Mrs. Rooney, ´ein hysterisches altes Weib, zerrüttet von Kummer, Fett und Rheuma und Kinderlosigkeit´, schleppt sich die heiße staubige Landstraße entlang, um ihren kranken blinden Mann vom Zug abzuholen. Ihr Gang gleicht einem Kreuzweg durch ein Leben, das nichts als Leiden und Unfruchtbarkeit kennt. Als sie endlich den Bahnhof erreicht, hat der Zug eine Verspätung, die zunächst niemand erklären kann. Endlich kommt der Zug und mit ihm der blinde Dan, der in der Stadt ein nutzloses Büro unterhält, in dem er sich mit absurden Bilanzen beschäftigt. Er nimmt die beschwerliche Fahrt dennoch auf sich, um nicht den ganzen Tag mit seiner Frau zu verbringen.
Der Zug hatte Verspätung. Erst nach und nach entlockt sie ihrem Mann den Grund: Ein Kind ist aus dem Zug gefallen. Aber das ist noch nicht die ganze Wahrheit... Gemeinsam quälen sich die die beiden den Weg zurück. In ihrer Verzweiflung brechen sie über die Verheißung des 145. Psalms, dem der Hörspieltitel entlehnt ist, in wildes Gelächter aus: ´Der Herr erhält alle, die da fallen, und richtet auf alle, die niedergeschlagen sind.´
Das Hörspiel wird zur Metapher für einen Lebensweg zwischen Trostlosigkeit und Hoffnung.
Samuel Barclay Beckett (1906–89), Schriftsteller. 1969 Nobelpreis für Literatur. Hörspiele, u. v. a. Aufs Schlimmste zu (1993), Crescendo (1995), Schlecht gesehen, schlecht gesagt (2004).
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Ursendung: 14.04.1957
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