Die Faszination des Verschwindens. Die Angst vor dem Verschwinden. Was ist schon verschwunden, was wird verschwinden. Bleibt überhaupt was. Soll etwas bleiben? Und was denn? Das Motiv des Verschwindens übt einen Sog aus, der vielleicht vergleichbar ist mit dem Sog, den man manchmal spürt, wenn man eine hohe Brücke überquert. Im einen Moment noch da, im anderen schon fort. Klar, dass das Thema des Verschwindens Künstlerpersönlichkeiten anlockt: Lena Herzog forscht über verschwindende Sprachen, der Komponist Marc André sucht die Wirklichkeit hinter den verschwundenen Klängen oder der Künstler Bas Jan Ader macht sich in seinem Projekt "In Search of the Miraculous" in einem viel zu kleinen Segelboot auf eine Atlantiküberquerung. Er ist ebenso wie die Fotografin Francesca Woodman ein aus der Welt Gefallener, dem sein künstlerisches Thema zum Schicksal wird. Aders Boot wird leer an der Küste Irlands angespült und Francesca Woodman springt kurz vor ihrem künstlerischen Durchbruch mit 23 Jahren aus dem Fenster ihres Ateliers.
In einer Zeit der forcierten Präsenz öffnet der Rückzug in die Leerstelle ein merkwürdiges Terrain: Die Verweigerungshaltung der Verschwundenen wird zu einem Merkpunkt für die Zurückgebliebenen. Merke dir, wo du bist, dass du bist und dass du vergehst. Klar macht das melancholisch! Aber warum eigentlich genau? Die Sängerin Connie Converse ist auch so eine Person, die sich einfach irgendwann einmal ins Auto setzte und davonfuhr ohne jemals wiederzukommen. In ihrem Lied "Talkin´ Like You (Two Tall Mountains)" beschreibt sie ihren Zustand im Irgendwo eigentlich ganz zufrieden:
In between two tall mountains there´s a place they call lonesome Don´t see why they call it lonesome I´m never lonesome now I live there
🔥 Hörspiel des Monats Oktober 2023
Ursendung: 01.10.2023
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 01.10.2023
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