Kurz nach dem Krieg, 1949, kam ein Film in die Kinos, von dem Presse und Filmfreunde gleichermaßen begeistert waren: "Der dritte Mann". Wer kennt nicht das "Harry-Lime-Thema", diese simple Melodie, die über Nacht zum Weltschlager wurde und den unbekannten kleinen Heurigen-Spieler aus Wien zum berühmten Mann macht? Greene, der zuerst das Drehbuch und danach den Roman verfaßte, beschreibt die Suche nach dem zwielichtigen Harry Lime im kriegszerstörten Wien und offenbart auf brutale Weise die ´Wüsteneien der Seele und seine Obsessionen von Liebe, Sex, Autorität, Gott, den paradoxen Naturen der Wahrheit Ehre, Kraft, Güte und Sünde´, wie es in einer Kritik der New York Times hieß.
Obwohl die ´Rembrandts auf dem Sperrmüll´ rar geworden sind, gibt es ihn immer noch, den Glücksfund in der Abstellkammer. Im hintersten Winkel des Schallarchivs von Radio Bremen wurde ein Band entdeckt, das, glücklich allen Archivbereinigungen entgangen, sich als einzigartige Hörspielrarität herausstelle. Der Original-Soundtrack der deutschen Fassung des legendären Kinoklassikers "Der dritte Mann", durch geringfügige Kürzungen und Einfügungen (eines Erzählparts) hörspieltauglich gemacht. Der Filmproduzent Alexander Korda hatte 1950 das Material Radio Bremen zur Bearbeitung überlassen für einen "Hörfilm". Was damals ein Experiment war, ist inzwischen hörspielstilistisches Repertoire, doch so wortwörtlich ist "Hör-Film" nie wieder genommen worden. Und tatsächlich - die Ohren öffnen die Augen, die Wörter transportieren die Bilder - auch die längst vergessen geglaubten: Erich Ponto ist jener verschwiegen steinerne Dr. Winkel, Siegried Breuer ist der ölig lächelnde Popescu, Ernst Deutsch der stumm-steife Baron Kurtz, Paul Hörbiger der vielsagend kehrende Hausmeister . . . die "Möada" kreischende Kinderstimme hat plötzlich wieder ein Mondgesicht unter der Mütze und das Geräusch von eilenden Schritten wirft Riesenschatten auf die Straße ... vielleicht funktioniert das ja alles so nur beim x-mal gesehenen "Dritten Mann". Aber daß es funktioniert und wie es funktioniert ist überraschend, spannend und vergnüglich zu erleben, trotz oder wegen der kratzigen Lichttonspur von 1949.
Allein am Ende, da wo der Film keine Wörter mehr hat und nur noch die Schritte von Allda Valli, der Jeep von Trevor Howard und das Streichholz von Joseph Cotton zu hören sind, hängen die Bilder über im Kopf. Das "Hörspiel" endet mit Holly Martins hallendem Todesschuß auf Harry Lime in der Kloakenkatakombe von Wien. Und dann die Zither von Anton Karras ... und alle Bilder noch einmal.
hoerspielTIPPs.net:«Wie es schon der Sender in der Inhaltsbeschreibung beschrieb, die Bilder werden lebendig. Allerdings nur dann, wenn man den Film kennt, für einen Neuling werden zwar andere, aber kein Gesamtbild entstehen. Denn dieser Hörfilm funktioniert nicht so gut, wie man es sich wünscht. Der Erzählpart ist recht dünn und genügt kaum, der Story Herr zu werden.
Zudem schmälert die schlechte Tonqualität den Hörgenuss doch beträchtlich.
Als recht einzigartiges Hörspieldokument empfehlenswert. Wer aber wert auf den Inhalt legt, sollte sich lieber (nochmal) den Film ansehen»
📚 andere Folgen von
Kein Mucks - Der Krimi-Podcast mit Bastian Pastewka
Vorstellung im OhrCast
Ursendung: 23.05.1950
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 10.02.2022
📥
Link zum Download
...