Sie schienen wahrlich nicht füreinander bestimmt: die übergewichtige Doris aus dem Thurgau und der nerdische Bähnler Josef aus dem Luzerner Hinterland. Und dennoch lernen sich die beiden kennen und lieben, gegen alle Hindernisse – und von denen hatte das Leben für beide mehr als genug parat.
Mit zwanzig ist Doris müde, allein und enttäuscht. Von den Eltern verschupft, durch Heime geschleust, benutzt, ausgelacht. "Wo bist du, treuer ehrlicher Mann?", schreibt sie in einen Chat. Josef antwortet, auch er ein Enttäuschter. Seit der Lehre war er 15 Jahre lang als Rangierarbeiter bei der Bahn gewesen, dann hat man ihn gekündigt aus heiterem Himmel. Ausgerechnet ihn, der nichts so sehr liebt wie Lokomotiven, Waggons und Weichen. Josef rächt sich, wird erwischt, ein Desaster. Und trotzdem kommt es zum Happy End, mit Doris.
"Viellicht gsehnd mer z Bern de TGV. Doris reibt ihr Gesicht an Josefs Schulter, diesen Josef gibt sie nie mehr her. Wa für e Glück, dass ich dich han. Er ist so ruhig, er schreit nicht, er trinkt nicht, ganz anders als ihr Vater, der ständig schlug, wenn er besoffen war."
Erwin Koch wurde 1956 in Hitzkirch, Luzern, geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften war er als Redaktor für den «Beobachter» und den «Tages-Anzeiger» tätig, danach als freischaffender Journalist. Unter anderem schrieb er Reportagen für «Das Magazin», den «Spiegel», die «Zeit» und viele andere Publikationen und wirkte als Autor verschiedener Hörspiele und Romane. Er wurde für sein Schreiben mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem «Egon-Erwin-Kisch-Preis».
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Wahre Liebe
Ursendung: 29.04.2024
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