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Die Weiberbrigade

Originalhörspiel - ein Hörspiel von Inge Müller, Rundfunk der DDR 1960


Ein Industriekombinat Ende der 1950er Jahre in der DDR. Jenny Nägle hat sich qualifiziert. Von der Küchenhilfe zur Schlosserin. Und nun beginnt sie auch noch, Verbesserungsvorschläge zu machen. Noch mehr Frauen sollen Schlosserinnen werden. Sie wird als Delegierte zur Arbeiterkonferenz vorgeschlagen. Zur Bestarbeiterin gekürt. Aber eigentlich passt den Kombinatsmännern ihr Auftreten nicht in den Kram. Frauen sollen zu Hause bleiben bei Kind und Töpfen wie es immer war. Die Nägle kann über diese alten Hüte nur lachen und als eine Männerbrigade fehlt, um einen Kran zu versetzen, wird sie sich mit ihren Weibern wieder in die Produktionsschlacht werfen.

Inge Müllers Weiberbrigade ist ein Zeitzeugnis in doppeltem Sinne: Als spritzige Komödie behauptet (und verklärt) sie das utopische Potential einer wirklichen Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau - und gehört damit zu einer gesellschaftspolitischen Avantgarde - auch mit Blick auf die Verhältnisse in der Bundesrepublik. So wird Heiner Müller in seinen Stücken "Die Umsiedlerin" (1961) und "Der Bau" (1964) auf Motive des Stoffes zurückgreifen, insbesondere kehren mit der Umsiedlerin Niet und der Ingenieurin Schlee die selbstbewussten, einzelgängerisch-enigmatischen Frauenfiguren wieder.

Inszenatorisch entfaltet "Die Weiberbrigade" in der Inszenierung von Wolfgang Schonendorf eine hochlebendige, volkstheaternahe Spielweise, die zu dieser Zeit im Hörspiel selten ist


Ingeborg "Inge" Müller (geboren am 13. März 1925 in Berlin; gestorben am 1.Juni 1966 in Ost-Berlin) schrieb Lyrik, Kinderbücher und in den 1950er Jahren - oft gemeinsam mit ihrem Mann Heiner Müller - Hörspiele, die sich den Widersprüchen der sozialistischen Produktionsverhältnisse in der jungen DDR widmeten. In den frühen 1960er Jahren nahmen schwere Depressionsschübe zu, auch verursacht durch eine drei Tage währende Verschüttung nach einem Bombenangriff in Berlin zum Ende des zweiten Weltkrieges. Inge Müller nahm sich 1966 das Leben.
Erst zwanzig Jahre nach ihrem Tod machte ein von Richard Pietraß herausgegebener Auswahlband ihre Gedichte einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Inge Müller gilt heute als eine der wichtigsten deutschsprachigen Lyrikerinnen ihrer Zeit. Der ORB produzierte 2015 unter dem Titel "Ach du lieber Augustin, wie fröhlich ich bin" eine Hörspielcollage von Ines Geipel nach Texten von Inge Müller.

Ursendung: 09.11.1960


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