Eduard Mörikes Roman "Maler Nolten" wurde und wird noch immer gerne in die Tradition des deutschen Bildungsromans, oder aber des Künstlerromans der Romantik gestellt. Erst allmählich richtet sich die Aufmerksamkeit auf die für Mörike so typische Verknüpfung von Idylle und Abgrund, die gerade diesem Roman so eigen ist. Heinz von Cramer nutzt Mörikes Hauptfiguren, Handlungsschwerpunkte und vor allem dessen Sprache, um das fast sezierende Motiv des Wahnsinns zu untersuchen. Ein Wahnsinn, der sich nicht nur als das furchterregend geheimnisvolle Andere zeigt, sondern zur durchaus realen Vernichtung des Menschen durch die zerstörerische Kraft eines Sinnverlustes führt. Die Verkehrung von Wahrheit in Trug und umgekehrt, die verhängnisvollen Masken- und Rollenwechsel, die Verwechslung von Schein und Wirklichkeit: All das treibt die Figuren in ihr wechselhaftes Schicksal.
Eduard Mörike, geboren 1804 in Ludwigsburg, war zunächst Pfarrer, dann Lehrer für Literatur. Die Erstfassung des "Maler Nolten" erschien 1832, die Neufassung begleitete Mörike lebenslang und blieb schließlich unvollendet. Lyrik gehört neben dramatischen Dichtungen, Erzählungen, Märchen, Übersetzungen und Nachdichtungen zum literarischen Gesamtwerk Mörikes. 1875 starb Mörike in Stuttgart.
Ursendung: 01.07.2007
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