Der "Lindberghflug" behandelt die erste Überquerung des Atlantiks per Flugzeug 1927 durch Charles Lindbergh. Brecht war von dem Ereignis beeindruckt, doch geht es ihm nicht um die Heroisierung der Tat eines Einzelnen, sondern um die kollektive technische Leistung, mit der der Mensch die Naturgewalten meistert. Neben dem Flieger, der in Zitaten aus Lindberghs autobiografischem Bericht "We" zu Wort kommt, erhalten auch der Schneesturm, der Schlaf, die Stadt New York oder Paris eine Stimme. Der "Lindberghflug" war von Anfang an für das neue Medium Rundfunk gedacht – eine konzertante Aufführung bezeichnete Brecht ausdrücklich als falsch. Die erste Umsetzung dieser "radiophonischen Kantate" fand dennoch 1929 auf den Festspielen der deutschen Kammermusik in Baden-Baden statt, deren Programm der "Originalmusik für den Rundfunk" gewidmet war. Brecht schrieb den Text ursprünglich für Kurt Weill, doch wurde die Musik der Uraufführung sowohl von Weill wie von Paul Hindemith komponiert.
Bertolt Brecht (1898-1956) war vor allem als Dramatiker einer der einflussreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts und begründete das "epische Theater". Als überzeugter Marxist musste er Deutschland 1933 verlassen. 1948 kehrte er nach Ost-Berlin zurück, wo für ihn das "Berliner Ensemble" gegründet wurde.
Kurt Weill (1900-1950) wurde von einem der erfolgreichsten Komponisten Deutschlands zu einem der erfolgreichsten Komponisten am New Yorker Broadway. Er selbst bezeichnete sich nach seiner Emigration in die USA 1935 als "amerikanischen Komponisten".
Paul Hindemith (1895-1963) war einer der wichtigsten Vertreter der musikalischen Avantgarde der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er plädierte für eine "Gebrauchsmusik" und wollte die klassische Konzertform sprengen. Auch Hindemith verließ 1940 Deutschland und ging ins Exil in die USA. In den 1950er-Jahren kehrte er nach Europa zurück.
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