Am 16. August 1968 fiel mir ein Buch aus der Feder eines gewissen Abbe Vallet in die Hände: ´Le manuscript de Dom Adson de Melk, traduit en francais d´apres l´edition de Dom J. Mabillon (Paris 1842)´. Das Buch, versehen mit ein paar historischen Angaben, die in Wahrheit recht dürftig waren, präsentierte sich als die getreue Wiedergabe einer Handschrift aus dem 14. Jahrhundert, die der große Gelehrte des 17.Jahrhunderts, dem wir so vieles für die Geschichte des Benediktinerordens verdanken, angeblich seinerseits im Kloster Melk gefunden hatte ... In einem Zustand großer Erregung las ich fasziniert die schreckliche Geschichte des Adson von Melk, und so heftig ließ ich mich von ihr packen, daß ich gleichsam aus dem Stand eine Rohübersetzung anfertigte. Rasch füllten sich mehrere jener großen Schreibhefte der Papeterie Joseph Gibert, in denen es sich so angenehm schreiben läßt, wenn die Feder geschmeidig ist.´ So beginnt Umberto Eco das Vorwort seines Romans, der ein literarisch interessiertes Publikum ebenso faszinierte wie Kriminalhörspielfans.
Anno Domini 1327, letzte Novemberwoche in einer reichen Cluniazenser-Abtei an den Hängen des Apenin: Bruder William von Baskerville, gelehrter Franziskaner aus England, kommt als Sonderbotschafter des Kaisers in delikater Mission: Er soll ein hochpolitisches Treffen zwischen den der Ketzerei verdächtigen Minoritäten und Abgesandten des Papstes organisieren. Doch bald erweist sich sein Aufent alt in der Abtei als apokalyptische Schreckenszeit: In den sieben Tagen und Nächten werden William und sein Gehilfe Adson Zeugen der wundersamsten und für eine Abtei höchst befremdlichen Begebenheit: ein Mönch ist im Schweineblutbottich ertrunken, ein anderer aus dem Fenster gesprungen, ein dritter liegt tot im Badehaus.
Gerüchte schwirren durch die Abtei, und nicht nur der Abt hat etwas zu verbergen. Überall sind fromme Spurenverwischer und Vertuscher am Werk. William der Ex- Inquisitor, wird vom Untersuchungsfieber gepackt: Weit mehr als der Streit zwischen Kaiser und Papst interessiert ihn die Entlarvung des Mörders. ´Was Bruder William tatsächlich suchte´, notiert sein Gehilfe Adson, ´wußte ich damals nicht, und um die Wahrheit zu sagen, ich weiß es noch heute nicht recht. Was ihn antrieb, war einzig sein nimmermüdes Streben nach Wahrheit, gepaart mit seinem steten und fortwährend von ihm selbst genährten Verdacht, daß die Wahrheit nie das sei, was sie in einem gegebenen Augenblicke zu sein schien. Vielleicht haben ihn auch die dringlichen Anforderungen der Zeitläufte in jenen Jahren ein wenig von seinen Lieblingstudien abgelenkt. Mit welcher Mission er beauftragt war, blieb mir während unserer ganzen Reise verborgen, jedenfalls sprach er mir gegenüber niemals davon.´
hoerspielTIPPs.net:«Oftmals bleiben andere mediale Umsetzung von Buchvorlagen hinter dem Ursprungswerk zurück. Selten kann aber auch die Genialität eines Werkes durchaus positiv hervorgehoben werden. Genau dies ist bei dem vorliegenden Hörspiel "Der Name der Rose" der Fall. Nicht nur die behutsame Bearbeitung des Stoffes durch Richard Hey, auch die Regieleistung Otto Dübens ist phantastisch und sorgt für eine perfekte Umsetzung Ecos mittelalterlichem Kosmos.
Unterstützt durch die Musik Peter Zwetkoffs gelingt es, ein lebendiges Bild der Szenerie der Abtei im Apennin zu schaffen. Auch wenn diese Untermalung nicht immer den gängigen Hörgewohnheiten entspricht, sie schafft Räume und malt Bilder, wie man es sonst sehr selten in Hörspielen antrifft.
Auch die Besetzung der Sprecher kann als sehr gelungen bezeichnen. Den größten Part nimmt dabei Heinz Moog ein, der als alt gewordener Adson diese Episode aus seiner Novizenzeit erzählt. Er findet sich extrem gut in die Rolle ein und ragt aus dem sehr guten Cast, wie auch Rolf Boysen als Malachias, noch heraus.
Umberto Ecos bekanntesten Roman umgesetzt von einigen Größen des Radiohörspiels, produziert von drei großen Rundfunkanstalten, hier kann man fast schon blind zugreifen.»
🔥 Radio:Tipp der Hörspiel-Freunde
Vorstellung im OhrCast
Ursendung: 28.12.1986
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