Goethes Bemerkung ´Alles ist ja nur symbolisch zu nehmen, und überall steckt noch etwas dahinter´, trifft auch auf Rainer Pucherts Hörspiel ´Die Anreise´ zu. Im Kontrast zu treffend lebendigen Dialogen, die der Autor seine Figuren sprechen läßt, erfindet sein Kunstverstand scheinbar absurde Situationen, in die die Personen hineinversetzt werden. In einem Gruppenbild mit Auto wird eine nicht untypische Mittelstandsfamilie auf der Anreise zu ihrem spanischen Feriendomizil geschildert. Die Abenteuer, die es dabei zu bestehen gilt, sind ebenso banal wie der gewohnte Alltagstrott im ´bürgerlichen Heldenleben´. Indem er die grotesk-satirischen Grundzüge sichtbar macht, die uns allzu vertraute Erscheinungen und Verhaltensweisen kennzeichnen, bewerkstelligt Puchert mit seinem komischen Szenarium einen Akt der Verfremdung: es gelingt ihm, die herrschende Macht schlechter Gewohnheit zu entlarven.
Die Musik, die Serge Weber zu diesem Hörspiel komponiert hat, soll jeden Handlungsnaturalismus aufheben und aus dem Sprechgestus heraus eine Art Wortballett schaffen.
Rainer Puchert, geboren 1934 in Werdau/Sachsen, studierte Malerei in München. Seit 1957 arbeitet er als freier Autor, hauptsächlich für das Radio. Rainer Puchert hat über 100 Hörspiele geschrieben.
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