In einem Spiel mit der Lüge werden die Beziehungen zur Wahrheit eingekreist, wie sie von verschiedenen Personen in unterschiedlicher Form unterhalten werden. Dabei bedient sich Sarraute der wechselseitigen Enthüllungen von laut geführter, nach außen gerichteter Konversation und nach innen gewendeter Subkonversation, jene untergründigen, innerpsychischen Kommunikationsketten, die üblicherweise zwischen den Menschen nicht laut werden, die deren wirkliche Befindlichkeiten und Verhältnisse aber mindestens genauso spiegeln wie die gesprochenen Worte. Verdecktes wird so zur Sprache gebracht, ohne ganz eindeutig zu werden: Alles, was man sagt, wird im Dialog eines solchen Hörers gesagt.
Madelaine hat Pierre durch lügnerische Phrasen gezwungen, mit der Wahrheit herauszuplatzen. Nun fallen die anderen über Pierre her: er habe es am nötigen Takt fehlen lassen. In dem Streit über die Wahrheit, der sich darauf entspinnt, setzt Robert ein Gesellschaftsspiel in Gang, bei dem einer die Rolle des Lügners uebernehmen soll. Aber in der Konversation, die dann in Gang kommt und sich am Verhalten einiger während der Besatzungszeit festmacht, wird Ernst aus dem Spiel. In der Konversation uebernimmt das die Führung, was Nathalie Sarraute die "Subkonversation" nennt.
Nathalie Sarraute will keine Attrappen des Wirklichen aufbauen. Statt sich Gespräche auszudenken, wie sie "wirklich" stattfinden könnten, zeichnet sie den Dialog unter dem Dialog auf, Reaktionen, Regungen, Assoziationen, die gewöhnlich nicht zur Sprache kommen. Das wahre Gespräch also? Oder wieder eine Erfindung?
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