1972: Ein junger Mann ohne Einkommen und Beruf lässt sich durch den Pariser Sommer treiben, sitzt in Cafés herum, diskutiert mit Freunden über Filme und Literatur und liest Marcel Proust oder "Le Monde". Er lässt sich aushalten von Marie (der "Mama"), die eine Boutique führt, und lernt zudem die Krankenschwester Veronika (die "Hure") kennen. Er pendelt zwischen Marie und Veronika hin und her und macht am Ende der "Hure" einen Antrag, doch vergeblich. Alexandre flaniert auf dem Boul´ Mich´, hört Musik, telefoniert, isst, trinkt und diskutiert ausgiebig, ja er redet fast ununterbrochen, zitiert Bücher und Filme, erzählt Quatsch, Sex zu zweit und zu dritt, Eifersuchtsszenen, ein Selbstmordversuch, eine Abtreibung, man trifft sich in den Intellektuellen-Treffs, in "La Coupole" oder in "Les Deux Magots", in Maries Wohnung lebt und schläft man auf dem Boden, lapidar bedient man sich eines rüden Jargons, aber man sagt "Sie" zueinander. "Das Hörspiel wird mit derselben Präzision wie der Film die Geschichte einer Ménage à trois zwischen Melancholie und Erstarrung erzählen, in einer Zeit des Umbruchs. Es spürt Eustaches Figuren nach, wie sie Abschied nehmen von einer vergangenen Epoche, einer Epoche der Befreiung und Rebellion. Es zeigt den Rückzug ins rein Private und lässt einen der faszinierendsten Abgesänge auf die 68-er Bewegung hörbar werden", so der Eustache-Kenner Michael Farin.
Jean Eustache geboren 1938 in Pessac, gestorben 1981 in Paris, drehte von 1963 bis 1980 zwölf Filme, darunter Spiel- und Dokumentarfilme. Sein bekanntester Film ist "La Maman et la Putain" ("Die Mama und die Hure") von 1973 mit Jean-Pierre Léaud. Der 220-minütige formbewusste und strenge Film entfachte bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1973 einen Skandal, wurde ausgezeichnet, war ein Publikumserfolg und leitete eine neue Ära im französischen Film ein.
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