Jonas fährt Pizza aus. Als er tief in der Nacht einem Jungen eine Pizza bringt, erinnert ihn das an seine eigene Kindheit. An das nächtliche Warten auf seine Mutter, die als Prostituierte arbeitete. Sie wurde mit einer Netzstrumpfhose im Mund tot aufgefunden, der Mörder nie gefaßt.
Er ging danach in ein Kloster, bekam den Namen Jonas und arbeitete in dem angegliederten Pflegeheim.
Dort kümmert er sich um einen merkwürdigen Alten im Rollstuhl, fährt ihn so oft wie möglich durch den Park: Altmann, der Bodenfahrer, und Jonas, der Bodenfahrerschieber.
Begleitet werden die beiden zuweilen von einem belgischen Halbblut, das auf dem Klostergelände sein Gnadenbrot frißt. Eines Tages schiebt Altmann dem Gaul, den er nur den "hintergiftigen Kerl" nennt, seine Hand ins Maul mit den Worten "Jetzt beiß´ mir die Hand ab, wenn sie was Böses getan hat". Die rätselhaften Äußerungen des Alten und die Gebete der Mönche führen Jonas schließlich auf eine Spur, der zu folgen er seiner Mutter schuldig ist...
Hörspiel des Monats Mai 2005, Begründung der Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste:
´Wenn rundum alles stimmt - das Handwerk, die Kunst - ist man leider oft geneigt, dieser Perfektion zu misstrauen. Hier nicht. Das, was Friedemann Schulz in seinen ´Novizen´ erzählt, nimmt stetig wachsend gefangen und macht traurig und froh zugleich. Eine einfache und klare Sprache, ihre Wirkung besteht in der Freisetzung von Phantasie, beschreibt die schicksalhafte Verknüpfung einer kleinen Gruppe von Menschen, die verbunden sind durch den Mord an der Prostituierten Roxy. Krimi-Elemente, religiöses Gedankengut, moralische Kategorien von Gut und Böse, Rache, Hass und Liebe verbinden und verzahnen sich mit Leichtigkeit und Eindringlichkeit. Diese Geschichte, die mit immer neuen Facetten und Wendungen überrascht, entwickelt eine eigene Dynamik, die den Zuhörer in jeder Phase mitnimmt und ergreift.
Regisseur Ulrich Lampen und sein Dramaturg Peter Liermann haben diese Geschichte kongenial umgesetzt. Als hätten sie nur hineingelauscht in die Szenen, sich behutsam und doch ziel- und stilsicher vorangetastet. An dieser Literatur wurde mit wunderbarer Normalität und Direktheit gearbeitet, darunter eine Welt von Gedanken und Emotionen. Und Geheimnisse, die nicht vollständig gelöst werden. Weiterleben ist wichtiger. Sich um Lebende sorgen ist besser. Diese Ambition, den Kern und die Atmosphäre einer Geschichte in all ihren Nuancen zu treffen, hat Ulrich Lampen an die Schauspieler hervorragend vermittelt. Vor allem Marc Hosemann (X) und Walter Schultheiß (Altmann) zeichnen ihre Figuren vital, genau und doch voller Rätsel. Großartig Matthias Koeberlin als Jonas in seiner schlichten, präzisen und zweifelnd-verzweifelten Suche nach Antworten - diese Figur hatte einen Hauch von Unschuld und Wahrhaftigkeit wie selten eine.´
Friedemann Schulz, geboren 1945, lebt als freier Autor und Regisseur in Neuwied, zahlreiche Hörspiele für die ARD.
hoerspielTIPPs.net:«Eine nahezu perfekte Geschichte wird hier von Friedemann Schulz vorgelegt. Das Einzige, was es hier zu bemängeln gäbe, ist, dass es für viele sicherlich noch zu sehr nach Radio klingt. Die Umsetzung hilft allerdings der Geschichte, indem sie eine sehr passenden Rahmen bietet und die Gefühlswelt von Jonas sehr gut vermittelt.
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