1977, im Jahr des "Deutschen Herbstes", erschien als exemplarischer Text der 68-Generation "Bernward Vesper: Die Reise. Romanessay. Ausgabe letzter Hand nach dem unvollendeten Manuskript". Vesper hatte sein Vorhaben so skizziert: "Die Reise (was ja Trip zu deutsch heißt), weil hier auf verschiedenen Ebenen gereist wird: die reale Erzählebene, die Reise von Dubrovnik nach Tübingen. Zweitens der Trip München-Tübingen, drittens die Rückerinnerungen... an die in den Brunnen gefallene Kindheit."
Ganz im Geiste des Pop ist der Text ein Konvolut aus Triperfahrungen, Rückerinnerungen, ästhetischen, politischen und privaten Reflexionen, Träumen, Zeichnungen und vorgefundenen Alltagsfetzen, Wort-Barrikaden und Hasstiraden gegen "Vater" und "Bürger", daneben eine Editionschronologie mit Briefen an den Verleger und Dokumenten aus Vespers Leben. Ein Zeitzeugnis und Literatur zugleich.
Bernward Vesper wurde am 1. August 1938 in Triangel, Lüneburger Heide als Sohn des NS-Schriftstellers Will Vesper geboren. Im Studium lernte er Gudrun Ensslin kennen, mit der er 1964 den Band "Gegen den Tod - Stimmen deutscher Schriftsteller gegen die Atombombe" herausgab. 1967 wurde das gemeinsamen Kinde geboren. Gudrun Ensslin verließ ihn wenig später wegen Andreas Baader. 1969 zog sich der Autor völlig nach Triangel zurück und arbeitete an "Die Reise". Im Februar 1971 erfolgte eine Einweisung in die Psychiatrische Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf. Am 15. Mai 1971 beging er Suizid mit einer Überdosis Schlaftabletten.
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