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Die Stadt der Blinden

Hörspielbearbeitung - ein Hörspiel von José Saramago, NDR 2001


Eine unerklärliche weiße Blindheit, die sich rasch zu einer Epidemie ausweitet, befällt die Bewohner einer namenlosen Stadt. Ein Augenarzt, der sich der Fälle annimmt, hat - noch bevor er eine Diagnose stellen kann - das eigene Sehvermögen einbüßt. Ebenso ergeht es Patienten, die seine Praxis aufgesucht haben. Die Regierung greift zu drastischen Mitteln. Alle Erblindeten und "Infizierten" werden - bewacht von Soldaten - in einem Lager, einer ehemaligen Irrenanstalt, interniert. Terrorisiert von Hunger und Gewalt bricht unter den Lagerinsassen ein mörderischer Überlebenskampf aus, bei dem die letzten moralischen Schranken fallen. Die einzig "Sehende" in diesem Inferno ist die Frau des Augenarztes. Sie hat ihre Blindheit nur vorgetäuscht, um bei ihrem Mann bleiben zu können. Ohne sie gibt es für die Überlebenden keine Hoffnung auf Flucht. - Saramagos Roman ist eine düstere Allegorie auf den Zustand unserer Welt.

José Saramago, geboren 1922 in Azinhaga (Provinz Ribatejo) als Sohn einer Landarbeiterfamilie, erhielt 1998 als erster portugiesischer Schriftsteller den Literaturnobelpreis. Zu seinen wichtigsten Werten zählen "Das Memorial" (1982) sowie "Das Todesjahr des Ricardo Reis" (1984). Saramago start 2010 auf Lanzarote.

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«Mit der Hörspielumsetzung von "Die Stadt der Blinden" verliert die Geschichte zwar das eigentümliche Format der Vorlage, gewinnt aber durch eine beeindruckende und fesselnde Verdichtung. Saramago schildert hier ein Endzeitdrama, das eine nachvollziehbare und glaubhafte Entwicklung der Menschheit in einer Extremsituation darstellt. Hier begegnet man einer schnell um sich greifenden Seuche mit Separation - Kranke und auch potentiell Infizierte werden kaserniert. Langsam bricht das Chaos aus. Die hygienischen Zustände spitzen sich zu und es entbrennen Kämpfe um die tägliche Nahrung. Die besondere Situation lässt die Internierten schnell zu Tieren mutieren. Es erreicht seinen Höhepunkt, als sich eine neue Gruppe formiert, die der anderen Essen vorenthält, und nur gegen Geld, Wertsachen und später auch Sex freigibt.

Die Umsetzung des NDR setzt nahezu ausschließlich auf großartige schauspielerische Leistungen. Man besetzt hier durch die Bank exzellente Stimmen, denen es gelingt, dem beklemmenden Stück in den Dialogen Ausdruck zu verleihen. Eine erstklassige Bettina Engelhardt, die Rolle der sehenden, zurückhaltenden Heldin perfekt verkörpert, prägt sich hier am nachhaltigesten ein. Dazu gibt es tolle Performances aller anderen Sprecher, beispielsweise Matthias Haase, Christian Redl und Jens Wawrczeck - um nur ein paar zu nennen.

Die Umsetzung kommt ohne großartige Kulissen aus. Die Geschichte benötigt hier nur wenig - man nutzt einige Geräusche und setzt, dort, wo es erforderlich ist, Stimmen als Hintergrundkulisse ein. Diese reduzierte Inszenierung passt und wirkt perfekt.

Eine unglaublich beklemmende, fesselnde und tiefsinnige Geschichte, gespielt von großartigen Schauspielern - eine absolute Hörempfehlung!»

Vorstellung im OhrCast

Ursendung: 17.04.2002


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