Die im IX. Wiener Bezirk gelegene und ´Strudlhofstiege´ genannte Treppenanlage ist symbolträchtiger Dreh- und Angelpunkt des 1951 erschienenen Romans. Im Mittelpunkt steht der Amtsrat und frühere K. u. K. Major Melzer, bei dem ´im Oberstübchen das Licht nicht gerade sehr hell brennt´. So hat Doderer seine Hauptfigur, einen klassischen Anti-Helden charakterisiert. Über verschlungene Abwege, Intrigen und Verstrickungen richtet er sich am Ende scheinbar zufrieden ein in seinem kleinbürgerlichen Glück.
Der polyphon strukturierte Roman, eine österreichische ´Comedie humaine´ und ´epische Auseinandersersetzung mit der bürgerlichen Gesellschaft schlechthin´ (Marcel Reich-Ranicki), ist ein pointilistisch gestaltetes Zeitgemälde der Wiener Gesellschaft von 1910 - 1925. Gegenwart und erinnerte Vergangenheit vermischen sich dabei immer wieder. Der mit Marcel Proust verglichene österreichische Schriftsteller wollte so vor allem die von ihm ´erste Wirklichkeit´ genannte, erinnerte und daher ´wahre Realität´ abbilden. ´Die Strudlhofstiege´ gehört zu den epochalen Großstadtromanen des 20. Jahrhunderts und gilt bis heute als der ´Wien-Roman´ schlechthin.
hoerspielTIPPs.net:«Eberhard Peschina und Robert Matejka haben von Doderers Roman erstklassig umgesetzt. Die Stimmung der Vorlage findet sich perfekt wieder. Das Flair des Wiens ist deutlich spür- und vor allem hörbar, so dass man sich perfekt in die Zeit zurückversetzt fühlt. Auch wenn man natürlich vom Umfang her einige Abstriche machen muss, mit einer Spielzeit von 262 Minuten hat man ein wirklich gutes Maß gefunden. Man trägt zum einem der Breite des Romans Rechnung, erzielt zugleich aber eine sehr angenehme Kurzweiligkeit.
Bei den Sprechern hat man natürlich eher beim ORF als beim NDR gesucht und gefunden. Nur wenige mir bekannte Namen, dafür allerdings sehr gute Leistungen, die durchweg gut ins Gesamtbild passen und dem Hörspiel zu seiner besonderen Lebendigkeit verhelfen.
Die Inszenierung ist kommt mit einem guten, unaufdringlichen Setting daher. Es genügt, um eine geeignete Stimmung aufzubauen, drängt sich aber andererseits nicht in den Vordergrund. So kann man zumindest den Verfall in die Kitschigkeit oder des Volksstückhaften doch etwas entgegenwirken.
Natürlich wird die Geschichte nicht bei der breite Masse auf Interesse stoßen. Aber man hat zumindest alle möglichen Voraussetzungen geschaffen, um den Roman angemessen und gut hörbar zu transportieren. Wenn, dann selektiert die zu Grunde liegende Geschichte, die Produktion an sich, tut dies eher nicht.»
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 25.01.2008
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