Alljährlich fuhr sie mit der Mutter und der Großmutter nach Beaune-la-Rolande. Hier war ab 1941 ein Durchgangslager für Juden auf dem Weg nach Auschwitz. Für den Großvater die letzte Station auf französischem Boden. Die Vorladung kam von der französischen Polizei am 14. Mai 1941 zur Feststellung der Identität, wie es hieß. Dann mussten die Frauen für ihre Männer einen Koffer packen. So hat es die Großmutter erzählt. Aber wie es genau war, weiß die Enkelin nicht. "Die Fragen kommen später, lange nach dem Tod derer, denen man sie stellen wollte, denn anfangs will man es nicht wissen, wenn sie noch da sind, weil jedes Wort ein Gewicht mehr ist, das sich auf die Waage legt, und später dann wüsste man gerne alles."
Cécile Wajsbrot, 1954 in Paris geboren, lebt als Autorin, Übersetzerin und Literaturkritikerin in Paris u. Berlin. Zahlreiche Romane, Erzählbände, Essays u. Hörspiele.
hoerspielTIPPs.net:«""Die Zeremonie" schildert Cécile Wajsbrots Erleben des jährlichen Gedenktages in Beaune-la-Rolande. Zusammen mit ihrer Großmutter fuhr sie in jedem Jahr an den Ort des ehemaligen Durchgangslagers, um der Menschen zu Gedenken, deren Schicksal im Lager eine schreckliche Wende nahm. Die Zeremonie bleibt in all den Jahren bestehen, aber sie ändert sich und wirkt entsprechend anders. Die Autorin schildert den Wandel im Erinnern, aber auch die mit dem Ort und Tag verbundenen Schrecken.
Die Schilderungen sind eindringlich, die Bilder einprägsam - ein Hörspiel, das sich einzuschalten lohnt."»
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