So richtig verstehen kann sie niemand. Da hat Lisa endlich ein erfolgreiches Jura-Examen hingelegt, eine aussichtsreiche Stelle bei einer renommierten Kanzlei in der Tasche, könnte mit Volldampf ihre Karriere starten – und dann bockt sie. Steigt aus. Schwingt sich aufs Motorrad und knattert einem dahergelaufenen Spanier hinterher. Natürlich ist der Mann kein Prinz, und er entführt sie auch nicht auf sein Schloss, sondern in eine unwirtliche Hütte ohne Toilettenspülung inmitten der Berge, unweit eines abgelegenen Fischerdorfs, wo die Sonne die Haare bleicht und der Wind die Haut gerbt. Hier verschwinden Männer hinter versteinerten Mienen und wortkargen Dialogen, im Dunst von Joints und Alkohol. Hier sagen sich Hase und Igel gute Nacht, und zu Besuch kommt gelegentlich eine Ziege: ein aufdringlicher Gast, der nicht eingeladen wurde. Eine flirrende Sommer-Geschichte mit gothic Kolorit, ein poetisches Kammerspiel über einen Aufbruch und die Lust am Fremden.
Matthias Wittekindt, 1958 in Bonn geboren, lebt in Berlin. Er studierte Architektur und schreibt Theaterstücke, Drehbücher, Hörspiele, u. v. a. mehrere ARD-Radio-Tatorte für den NDR. Die Produktion von "Das Lewskow-Manuscript" (NDR 2005) wurde mit dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet. 2011 erschien sein erster Kriminalroman: "Schneeschwestern".
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