Linas Ehemann Werner ist seit dem zweiten Schlaganfall ans Bett gefesselt und kann nicht mehr sprechen. Darum spricht Lina. Und Werner hört zu. Lina spricht gegen die Angst des Alleinseins an. Sie denkt über ihr gemeinsames Eheleben nach, und sie stellt sich ihr Leben nach dem Tod von Werner vor.
Jörg Steiners Werk umfasst Romane, Gedichte, Fernsehspiele und Reiseberichte. Er misstraute den grossen Worten. Seine Prosa ist die der kleinen Geste und des durchschaubaren Satzes. Sie besticht durch Klarheit und kommt aus dem überschaubaren Raum, dem Seeland, dem Jura oder der Heimatstadt Biel. Jörg Steiner hat sein Schreiben aufgefasst als "etwas, das befreit oder andere, neue Möglichkeiten eröffnet." Seine Protagonisten sind stets Aussenseiter, die sich in ihrer eigenen kleinen Welt abschotten und einrichten. Seine Geschichten sind fragmentarisch, führen ins Offene und laden die Leserschaft zum Weiterdenken ein. Es sind Geschichten eines sensiblen Beobachters, abseits vom grossen Rummel.
Jörg Steiner wurde am 26. Oktober 1930 in Biel geboren, wo er nach einigen Auslandaufenthalten bis zuletzt lebte. Sein Vater war Tiefbaubeamter. Er selber wurde nach einer abgebrochenen Drogistenausbildung Lehrer. 1953 begann er seine pädagogische Arbeit im Erziehungsheim Aarwangen, eine Stätte, die ihn nachhaltig inspirierte, von seinen ersten Romanen "Strafarbeit" (1962) und "Ein Messer für den ehrlichen Finder" (1966) bis hin zu "Das Netz zerreissen" (1982). 1954 gründete Steiner den Kleinverlag "Vorstadtpresse". Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete er als Lehrer in Biel und Nidau, als Literaturredaktor beim Bieler Tagblatt und sass 1973-1979 im Bieler Stadtrat. Für sein literarisches Werk erhielt Jörg Steiner unter anderen den Grossen Literaturpreis des Kantons Bern (1976), den Erich-Fried-Preis (1994), den Berliner Literaturpreis (1998) und 2002 den mit 50´000 Franken dotierten Max-Frisch-Preis der Stadt Zürich.
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