Kinder, die ohne Vater aufwachsen, gibt es nicht wenige. Sehr viel seltener dürfte der Fall des Jungen Günther Domula sein, den sie in seinem kleinen Lausitzer Heidedorf alle bloß den "Pimper" nennen. Denn er hat nicht nur einen Vater, er hat drei. Doch das eigentliche Problem zeigt sich erst, als sie den Knaben mit tatkräftiger Unterstützung der pingeligen Klavierlehrerin Fräulein Bittner glücklich durch die Nachkriegsjahre gebracht und endlich groß gekriegt haben. Nämlich: er interessiert sich höchstens für verheiratete Frauen. Dann aber kommt er auf die verrücktesten Sachen, um um die Gunst der Schönen zu werben. Bis er eines Tages bei Bieles in der Linde hängt. Ein Unfall? Das jedenfalls behauptet der Wirt stock und steif, der seinem einsamen Gast die ganze sonderbare Lebensgeschichte erzählt. Denn ein Selbstmörder, das sei der Pimper bestimmt nicht. Und der Wirt muss es schließlich wissen. Denn einer der dreiVäter, das ist er selbst.
Joachim Nowotny wurde 1933 in Rietschen/Oberlausitz geboren. Der gelernte Zimmermann machte an einer Arbeiter- und Bauernfakultät das Abitur und studierte bis 1958 an der Leipziger Universität Germanistik. Danach war er Lektor im Fachbuchverlag Leipzig und Dozent am Leipziger Literaturinstitut "Johannes R. Becher". Seit 1962 ist er freischaffender Schriftsteller, schrieb vor allem Kinder- und Jugendbücher, aber auch Romane, Erzählungen, Hör- und Fernsehspiele. Nowotny, der in Leipzig lebt, behandelte als einer der ersten DDR-Autoren am Beispiel des Lausitzer Braunkohle-Tagebaus Themen wie Landschafts- und Umweltzerstörung ("Abschiedsdisco", 1981 - "Letzter Auftritt der Komparsen", 1981) und blieb in seinen Arbeiten thematisch eng mit seiner Heimatregion verbunden.
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