Ort der Handlung: eine mitteldeutsche Kleinstadt. Zwei Frauen, Nachbarinnen, sehen aus dem Fenster und rätseln über einen geheimnisvollen Fremden. Er studiert die Fassaden, misst Entfernungen ab, was will er hier? Ist er ein westlicher Immobilienmakler, ein Erbe, der seinen Besitz in Augenschein nehmen will, oder ist er aus ganz anderen Gründen gekommen? Die beiden Frauen suchen sich zu erinnern: Was war überhaupt mit dem Haus, in dem sie seit 1945 leben? Es gab ja vor dem Krieg irgendwelche Besitzer. Gemeinsam setzen sie das Mosaik ihres Lebens und der Geschichte der Straße zusammen. So wie die Häuser mit denzerbröckelnden Fassaden noch Geschichte verraten, so entdecken die beiden Frauen im Gespräch längst Verdrängtes, Vergessenes, suchen Gewissheit angesichts möglicher Veränderungen, die sie mit der Ankunft des jungen Mannes mutmaßen.
Jürgen Becker, geboren 1932 in Köln, war, u. v. a. Lektor im Rowohlt Verlag und Leiter des Suhrkamp-Theaterverlags. Von 1975 bis 1993 leitete er die Hörspielabteilung des Deutschlandfunks. Er schreibt Lyrik, Prosa und Hörspiele, wofür er mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde.
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