Shanghai, der einzige Hafen der Welt, wo während des 2. Weltkrieges jeder ohne Visum, Bürgschaftserklärung oder Zahlung einer hohen Summe an Land gehen durfte, wurde zur Zuflucht vieler europäischer Juden vor dem Zugriff der Naziverfolgung. Der größte Teil der Flüchtlinge lebte im Bezirk Hongkou, dem von den Japanern am stärksten zerstörten Teil der Stadt. Hier sind die Mieten billig, und Klein-Berlin, Klein-Wien oder Klein-Breslau entstehen und Wiener Cafehäuser, in denen Fräulein Fritzi singt und Gugelhupf serviert wird. Im kleinen Park werden Schilder aufgestellt ´Hier können Familien Cafe kochen´, und drei alte Hutmacherinnen teilen sich einen notdürftig hergerichteten Verschlag als Werkstatt und Wohnstätte. Die bedeutendste unter den Emigrantenzeitungen, die ´Gelbe Post´, erwähnt in den ersten 5 Monaten des Jahres 1939 mehr als hundert Neugründungen von Geschäften, sowie 377 neue Handwerksbetriebe, 149 Arztpraxen und eine Wurstfabrik. Aus den Inseraten geht hervor, wieviel Musik-, Literatur - und Gesprächszirkel entstanden sind. Auch Schulen mit angeschlossenen Kindergärten, Wohlfahrts- und Sportvereine werden gegründet. Rundfunkprogramme werden in deutsch, ab 1941 auch in jiddisch gesendet. Ulrike Ottinger hat an Hand von historischem Material und vor allem an Hand von Interviews mit Zeitzeugen ein akustisches Portrait dieser Stadt entworfen, die Zufluchtsort war und zugleich den Ruf einer großen Kurtisane und des verlockend Exotischen hatte.
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