Es hat ihn wirklich gegeben: Hermann Karnau, Wachmann im Berliner Führerbunker, den Westalliierten erster Zeuge für Hitlers Tod. In Marcel Beyers Roman wird aus der verbürgten Randfigur der Zeitgeschichte etwas anderes: Ein bizarrer Stimmenforscher, für den die Flughunde, jene fledermausähnlichen Flattertiere mit hundeähnlichem Kopf, Sinnbild sind einer vor dem Zugriff menschlicher Stimmen geschützten Welt. Karnau ist fasziniert von der Idee, der Eigenart der Menschen durch die Untersuchung ihrer Artikulationen und Stimmen auf die Spur zu kommen. Er ist Sammler, Sucher – und er ist Erzähler. Ihm zur Seite, im Kontrast, steht die zweite Erzählerstimme des Stücks. Es ist die von Helga. Helga ist die älteste Tochter von Joseph Goebbels. Mehrfach begegnen sich die beiden, nicht erst im Bunker der letzten Tage des Dritten Reiches. Ein Zeitsprung führt in den Sommer 1992: Karnau, der nach dem Krieg untertauchen konnte, findet in seinem Plattenarchiv die Gespräche der ermordeten Goebbels-Kinder wieder. Er hatte sie aufgezeichnet während ihrer letzten Tage und Nächte.
Marcel Beyer geboren 1965 im baden-württembergischen Tailfingen, studierte Germanistik und Anglistik in Siegen. Seit 1996 lebt er in Dresden. Als Lyriker, Essayist und Verfasser von Romanen gilt Marcel Beyer als einer der bedeutendstendeutschsprachigen Autoren der Gegenwart. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, u. v. a. Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium, Heinrich-Böll-Preis, Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Tübingen, Joseph-Breitbach-Preis.
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