⏰ 56 Min.
🎬 Regie:
Michaela Melián
Dramaturgie:
Barbara Schäfer
Technische Realisierung:
Hans Scheck,
Angelika Haller
Regieassistenz:
Christina Hänsel
🎼 Musik:
Michaela Melián,
Carl Oesterhelt
🎤 Mit:
Philip Götz,
Leonie Hofmann,
Gabriel Hecker,
Marion Breckwoldt,
Peter Brombacher,
Eva Gosciejewicz,
Hans Kremer,
Anna Barbara Kurek,
Stefan Merki,
Stefan Zinner
Michaela Melián wurde im Mai 2005 für ´Föhrenwald´ mit dem 55. Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet.
Melián erzählt die wechselvolle Geschichte der gleichnamigen, 1937 in den Isarauen gebauten Mustersiedlung. Diese diente als geschlossenes Lager für Zwangsarbeiter, nach dem Zweiten Weltkrieg als Auffanglager für Displaced Persons – europäische, meist polnische Juden, Überlebende des Holocaust, die als heimatlose Ausländer auf eine Ausreise nach Israel oder Amerika hofften. Ab 1955 hatte Föhrenwald erstmals freiwillige Bewohner, Heimatvertriebene, die sich Siedler nannten. Der Text des Hörspiels verwendet, u. v. a. transkribierte Interviews und Aufzeichnungen der damaligen Bewohner, die Komposition basiert auf Klängen – oft nur dem Rauschen und Kratzen alter Schellackplatten. Diese Tonträger wurden in den Jahren 1931-35 von Schallplattenfirmen, die mit dem ´Jüdischen Kulturbund´ assoziiert waren, verlegt.
In der Begründung der Jury des Hörspielpreises der Kriegsblinden heißt es: ´Das Lager – eine Metapher für das zwanzigste Jahrhundert. Michaela Melián setzt sich mit einem bedeutenden Thema auseinander, das sie mit großer Kunst stimmig aufarbeitet. Sehr verdichtet ist der Wechsel von Zeit und Bedeutung zusammengefasst in dem lakonisch zitierten Wechsel der Straßennamen in Föhrenwald: Adolf-Hitler-Platz – Independence Place – Kolpingplatz. Bei diesem aus persönlichen Berichten und historischen Quellen gestalteten Hörspiel würdigt die Jury sowohl die sorgfältige und ergebnisreiche Recherche wie die künstlerische Darstellung. Die Erlebnisberichte werden nicht von den Zeitzeugen selbst, sondern von Schauspielern gesprochen. Dadurch werden sie vom Persönlichen abgelöst und auf eine andere Ebene gehoben. Durch die sparsam gewählten Mittel entsteht eine konzentrierte Ruhe, die den Hörer bannt. Dem rhythmischen Wechsel der Stimmen, in dem das individuelle Schicksal immer wieder durch virtuos gesetzte Zäsuren als ein gebrochenes dargestellt wird, steht die fließende Hörspielmusik gegenüber. In dieser Musik wird Zeit als ein unaufhaltsamer Fluss der Geschichte vertont, der gleichgültig über Einzelschicksale hinweggeht. Auf diese Weise setzt Melián historische Allgemeingültigkeit mit individuell Erlebtem in Beziehung und bereichert das Genre des Hörspiels um einen akustischen Ausdruck für erinnerndes Bewusstsein.´
´Föhrenwald´ wurde des Weiteren als Hörspiel des Monats Juli 2005 und mit dem ARD Online Award 2005 ausgezeichnet und für den Prix Italia 2006 nominiert.
´Föhrenwald´ ist als CD bei intermedium rec. erschienen.
Michaela Melián, geboren 1956, lebt in Oberbayern. Sie ist bildende Künstlerin und Musikerin. Sie studierte Kunst und Musik in München und London. Melián ist Mitglied der Band "FSK".
hoerspielTIPPs.net:«Michaela Melián hatte mit ihrem Hörspiel "Memory Loops" mich bereits überzeugt. Ihr preisgekröntes Stück "Föhrenwald" geht einen ähnlichen Weg. Man kann es quasi als Vorlage zu Erstgenanntem sehen, denn inhaltlich und formal gibt es einige Parallelen. Die Autorin widmet sich hier der Geschichte eines Viertels - in der NS-Zeit eine Arbeitersiedlung, nach dem Krieg lebten hier meist Juden, die aus den KZs befreit werden konnten. "Föhrenwald" war ein Auffanglager für die Heimatlosen, die auf die Möglichkeit einer Weiterreise ins Ausland - insbesondere nach Israel - hofften und warteten. Diese Epoche zeichnet Melián in ihrem Stück nach.
Dabei lässt sie die beteiligten Schauspieler einzelne Lebenserinnerungen rezitieren, aus denen sich dann ein Gesamtbild jenes Ortes zu jener Zeit ergibt. Kinderstimmen verlesen dazu amtliche Dokumente, ähnlich wie man das eben auch aus "Memory Loops" kennt.
Ein interessantes und bewegendes Thema, das zeigt, dass auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges es immer noch nicht mit der Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung vorbei war. Stilistisch bekommt man weniger Hörspiel als eine Aneinanderreihung verschiedner Erzählungen. Hörenswert bleibt es doch - wenngleich es mich nicht so stark erreichte, wie die "Memory Loops".»
🔥 Hörspielpreis der Kriegsblinden 2006
Hörspiel des Monats Juli 2005
ARD Online Award 2005
📚 andere Folgen von
100 aus 100
Vorstellung im OhrCast
Ursendung: 04.07.2005
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 12.07.2024
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