Philosophen, die von ihren Zeitgenossen verstanden werden, sind kaum jene, die auf Dauer wirksam bleiben. Anders bei Friedrich Nietzsche, dessen Nachruhm - von anderen besorgt- schon zu Lebzeiten begann. Nach seinem Turiner Wahnsinns-Ausbruch von 1889 endete sein an Geistes-Abenteuern reiches Leben in einem Jahrzehnt des Dahindämmerns. Aber war er wirklich verstummt oder nur mundtot gegenüber seiner Naumburger Familien-Umgebung, in der die rassistische Schwester und die senile Mutter den Ton angaben? Als der Theosoph Rudolf Steiner ihn besucht, findet er einen tabulosen Zyniker vor, dem nichts Menschliches fremd scheint. So jedenfalls im fiktiven Tableau dieses Hörspiels, das in der Zeit spielt, in der die Schwester das Nietzsche-Archiv gründet und nach Partnern für ihre Art der bereinigten Überlieferung sucht.
Ingomar von Kieseritzky, 1944 in Dresden geboren, war Requisiteur am Goetheaneum Dornach und Buchhändler in West-Berlin und Göttingen. Seit 1971 lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller in Berlin. Romane, Erzählungen und über 100 Hörspiele. Hörspielpreis der Kriegsblinden für "Compagnons und Concurrenten" (SDR/DLR Berlin 1996). Weitere Hörspiele: "Aus dem Seelenleben höherer Tiere oder Der Grimmroll" (DKultur 2006) - "Schöne Künste" NDR 2009) - "Traurige Therapeuten" (SWR 2010) - "Blindprobe (WDR 2010).
Ursendung: 07.12.2006
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