Düstere Zukunft trifft auf finstere Vergangenheit: "Gräser fliegen nur noch selten" spielt in einer Zeit, die unserer Gegenwart weit voraus ist, die Musik wiederum kommt aus dem letzten Jahrtausend. Es handelt sich um Hörspielmusik der Jahre 1947-54 von Karl Sczuka, dem damaligen Hauskomponisten des Südwestfunks. Der Protagonist Achim erzählt, wie er eines Morgens aufbricht, um heimlich die Stadt zu verlassen, in der ein Schreckensregiment herrscht. Wir folgen dem Paranoiker und tauchen ein in seine wahnhafte Wahrnehmung der Welt. Im Dialog mit den aus den 1950er-Jahren stammenden Hörspielkompositionen von Karl Sczuka wechselt der Mann abrupt Richtung und Tempo. Obwohl selbst nicht der Langsamste, wird er dabei oft vom Orchester überholt. Sczuka schlägt Stimmungen vor, die nicht auf Achims Irren-Route liegen. Die Geigen brechen ein, bremsen ab und machen mit der Perkussion Kehrtmarsch. Achims Erregungszustände finden sich wieder in den Bassläufen von Sczuka, in den Angst-Geigen und Alarm-Posaunen.
Hermann Bohlen, geboren 1963 in Celle, studierte Sinologie in Hamburg, Berlin sowie Shanghai. Seit 1994 schreibt und realisiert er Hörspiele. 2000 konzipierte und präsen- tierte er den PLOPP!-Wettbewerb für die freie Hörkunstszene an der Berliner Akademie der Künste.
Karl-Sczuka (1900-1954) war acht Jahre lang Hauskomponist des Südwestfunks Baden-Baden. 1955 wurde erstmals der nach ihm benannte Preis für Hörspielmusik vergeben, mit dem seit 1972 avancierte Werke der Radiokunst ausgezeichnet werden.
Vorstellung im OhrCast
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