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Herr der Fliegen

ein Hörspiel von William Golding, mdr 1996 - Hörverlag 2002 - 2011


Zuerst war sie ihnen vorgekommen wie das Paradies: die unberührte, menschenleere Insel in den Tropen, auf die ihre Maschine abgestürzt ist. Es ist Mai 1943, und es ist Krieg. Das Flugzeug hatte den Knabenchor - Schüler einer englischen Eliteschule - von einem Auftritt nach Hause bringen sollen. Jetzt jedoch müssen Ralph und Piggy und Simon, genau wie Jack und alle die andern zusehen, wie sie überleben, bis man sie findet und zurückholt. Besonders schwer scheint es nicht: Die Natur ist üppig und strotzt vor Leben, die Vögel sind so zutraulich, daß sie sich ihnen auf die Schultern setzen. Das größte Tier ist eine Art Schwein, es kennt keine Feinde und läßt sich leicht jagen. Wie Robinson bauen sie Hütten, halten oben auf dem Berg ein Feuer in Gang, um Rauchzeichen geben zu können. Doch die Jungs um Jack, der so gern kommandiert, sind von der wilden Freiheit ohne Erwachsene, ohne Kultur und Zivilisation viel zu fasziniert, um die Regeln zu achten. Sie wollen jagen und töten, sie wollen Urmenschen sein, Wilde, Tiere am liebsten. Werden Ralph und Piggy es schaffen, sich gegen sie zu wehren? Wenn selbst Simon, dem Träumer, der "Herr der Fliegen" erscheint, der ihn weglocken will, nach drüben, dahin, wo es eine Lust ist, roh und böse zu sein? Tod und Feuer kommen auf die Insel, ein anderer Krieg, und vom Paradies bleibt nur die Erinnerung an die ersten Tage und an das Licht, in dem es lag.

William Golding (1911-1993). Elf Romane, außerdem Essays und Reisebeschreibungen. Debüt mit "Lord of the Flies" 1954. Nobelpreis 1983.

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«Goldings Roman beschreibt in erstklassiger Weise, wie die Maske der Menschlichkeit fällt, sobald man sich abseits der Zivilisation bewegt - Der Mensch mutiert zum Unmensch. Im "Herr der Fliegen" wehren sich einige wenige gegen die Verrohung, letztlich verlieren diesen Kampf aber fast alle.

Den großen Roman in ein Hörspiel von 57 Minuten zu pressen ist schon ein gewagtes Unternehmen. Es gelingt, die Essenz und die Stimmung aufzufangen. Allerdings dürfte derjenige, der das Hörspiel ohne Kenntnis des Buches hört, doch ein paar Schwierigkeiten haben, dem Geschehen zu folgen - in dieser extremen Verdichtung gibt es da einige Stolpersteine, die zwar nicht unüberwindlich, aber doch hinderlich sein können.

Bei der Umsetzung fällt sofort die ungewöhnliche musikalische Untermaltung auf. Wolfgang Lenk zeichnet dafür verantwortlich. Unverkennbar ist der Sound der "Prinzen", was mir persönlich als atmosphärisches Mittel hier nicht wirklich gefallen hat. Ganz im Gegensatz zur Besetzung. Hier sind wirklich erstklassige Sprecher am Werk. Neben Christoph Zapatka und Axel Wandtke sorgen hier insbesondere auch Götz Schweighöfer und Ulrich Wildgruber für eine extrem mitreissende Performance.

Der Stoff hätte sicherlich mehr als 57 Minuten Spielzeit verdient, und der eine oder anderen Hörer hätte ein Mehr wahrscheinlich auch aufgrund der Verständlichkeit begrüßt. Dennoch ist "Herr der Fliegen" hörenswert, da es gelingt, den wesentlichen Inhalt zu transportieren und durch ein exzellentes Ensemble sehr eindringlich darstellen zu lassen. »

Ursendung: 29.10.1996

Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 01.02.2002


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