Berlin, 2013. Ein international anerkannter Stararchitekt baut in der Hauptstadt das höchste Wohnhaus Europas. Dort will er eine gesellschaftliche Utopie verwirklichen: die Neokommune K 13. Begeistert kaufen Berlins kreativer Mittelstand und einige Medien-Prominente Eigentumswohnungen in dem schwellenfreien Bauwerk. Sie bevölkern die hauseigenen Einrichtungen wie das Atrium mit Boutiquen und Shops, die Bank, die diversen Sporteinrichtungen und Restaurants, sogar einen Kinderspielplatz auf dem Dach gibt es hier. Es fehlt an nichts in diesem autarken, komplett in sich geschlossenen Gesellschaftssystem. Ein isolierter Mikrokosmos mit vermeintlich besten Vorsätzen.
Bis ein gellender Schrei und der Aufprall eines Körpers die Idylle der Gated Community zerreißt. Das Hochhaus wird zum Schnellkochtopf für nachbarschaftliche Feindschaften und ungehemmt wucherndes Schichtbewusstsein. Die moderne Groß-WG regrediert im Zeitraffer zu einem Biotop für primitive Lebensformen. Wie unter Bann verlässt niemand mehr das Haus, und schnell bildet sich eine existenzielle Hierarchie zwischen Penthouse und Pavement, deren Grabenkämpfe in erbarmungslosen Schlachten an Stuhlbarrikaden eskalieren. Ein gigantischer Abenteuerspielplatz für wild gewordene Erwachsene.
Paul Plamper ist Hörspielmacher, Autor und Regisseur. Seine Hörspiele wurden vielfach ausgezeichnet (Hörspielpreis der Kriegsblinden, Prix Europa, u. v. a.). Er selbst erhielt den Günther-Eich-Preis 2021 für sein Lebenswerk.
hoerspielTIPPs.net:«Paul Plamper hat sich des gleichnamigen Romans von J. G. Ballard angenommen und eine bedrückende Zukunftsvision geschaffen, die erschreckend glaubwürdige Züge besitzt. Die wenig versteckte Gesellschaftskritik fokussiert sich hier auf ein Hochhaus, in dem alle Schichten in einem quasi geschlossenen System gemeinsam leben. Ein Projekt, das recht bald auf dem Ruder läuft. Es geht mit kleinen Querelen los und wächst sich zum Chaos aus.
Die Geschichte ist fast durchweg gut, verliert aber irgendwie im dritten Teil etwas die Spur. Was eigentlich ungewöhnlich ist, denn die Entwicklung ist dort eigentlich die mit der meisten Spannung. Dennoch überzeugen Teil 1 und 2 irgendwie mehr.
Von der Umsetzung ist dieses Hörspiel schon etwas seltsam. Es klingt sehr ´drauf los´-produziert. Die Sprecherleistungen besitzen eine - für ein Radiohörspiel - ungewohnte Bandbreite von recht schlecht bis richtig gut. Offenbar hat man sich hier nicht lange mit Wiederholungstakes aufgehalten. Es wertet das Hörspiel zwar nicht großartig ab, hinterlässt allerdings einen etwas faden Beigeschmack.
´Hochhaus´ ist ein Hörspiel, bei dem man die Qualität nicht wirklich fassen kann. Die Geschichte ist - gerade in den ersten Teilen - extrem gut und lässt einen auch kaum los. Dennoch gibt es einige Schwächen zu verzeichnen. Dennoch - man sollte dem Hörspiel eine Chance geben, denn das Positive überwiegt deutlich! Und vor allem denk dran: ´Auch du bist Hochhaus!´
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Vorstellung im OhrCast
Ursendung: 09.11.2006
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 25.01.2022
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