Eine Legende ist es, wahrscheinlicher eine Fiktion, daß sich 1804 bei einer Teegesellschaft des Kaufmanns Mertens zu Winkel am Rhein Heinrich von Kleist und Karoline von Günderrode begegnet seien. Christa Wolf hat sie hier zusammengeführt, umgibt sie mit Gegenspielern und Parteinehmern, dem Dr. Wedekind zum Beispiel, den Brentanos und vor allem Savigny. Aus den gesellschaftlichen Gesprächen über Literatur entwickelt sich ein unausgesprochenes Zwiegespräch zwischen Kleist und Günderrode, zweier verwandter Seelen in der Unbedingheit ihrer Gefühle, ihrer Todesnähe, ihrer Unfähigkeit, sich der allgemeinen Oberflächlichkeit anzupassen. "Was immer zur Sprache kommt, zwei Themen grundieren die Dialoge (und inneren Monologe): Geist und Macht beziehungsweise Denken und Handeln sowie das (zur Kunstausübung bestimmte) Individuum und die Gesellschaft respektive Weltlauf und Lebenslauf. Wir sehen: eine Versuchsanordnung, eigentlich eine Aufführung mit verteilten Rollen, die, gerade weil historisiert (ohne die Probleme zu historisieren), um so reiner und schlackenloser Antworten ans Licht fördert, auf Fragen, die si ch uns täglich stellen ..." (Günter Kunert).
Christa Wolf (18.03.1929 – 01.12.2011), geboren in Landsberg an der Warthe, gestorben in Berlin, machte 1949 Abitur in Bad Frankenhausen (Kyffhäuser), Beitritt zur SED. Von 1949 bis 1953 studierte sie Germanistik in Jena und Leipzig. Von 1953 bis 1959 Arbeit in Berlin als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Schriftstellerverband, Lektorin, Redakteurin der Zeitschrift "neue deutsche literatur" und als Cheflektorin des Verlags Neues Leben. Von 1959 bis 1962 Lektorin des Mitteldeutschen Verlags in Halle. Ihr umfangreiches Werk wurde in alle Weltsprachen übersetzt und mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.
🔥 Hörspiel des Monats März 1982
Ursendung: 09.03.1982
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 00.00.2000
...