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Iba de gaunz oamen Leit

ein Hörspiel von Christine Nöstlinger, Rabenhoftheater Wien - ORF 2012


⏰ ca. 60 Min.

🎬 Regie: Anatole Sternberg

🛠 Bearbeitung: Matthias Jodl und Anatole Sternberg

🎼 Musik: Wolfgang Schlögl

🎤 Mit: Ingrid Burkhard, Ursula Strauss, Christian Dolezal, Gerald Votava

1970 erschien das erste der mittlerweile mehr als hundert Kinder- und Jugendbücher, die die studierte Graphikerin Christine Nöstlinger nicht nur zur international renommierten Autorin machten, sondern auch von Anfang an keinen Zweifel an einem Grundton ihres Gesamtwerkes ließen: an der sozialen und sozialkritischen Note. 1974 erschien dann der erste Band ihrer lyrischen Betrachtungen "Iba de gaunz oaman Kinda" - in ziemlich rauem Wiener Vorstadtdialekt verfasst -, der dann im Lauf der Jahre mit "Iba de gaunz oaman Fraun" und "Iba de gaunz oaman Mauna" zur kritisch-komischen Trilogie "Iba de gaunz oamen Leit" anwuchs. Nöstlinger berichtet, scheinbar leidenschaftslos, in frei rhythmischen Versen von den vielen Gesichtern der Armut, die ja keineswegs nur das Fehlen materiellen Wohlstandes bedeutet, sondern auch Reduktion aller anderen Daseinskomponenten auf das schlichte Überleben: Also Gefühlsarmut und seelische Verkümmerung, Aggression aus Angst vor der Leere, Sehnsucht und andere Süchte, ängstliche Abhängigkeiten, Einsamkeit und all die anderen Formen von Seelennot, die kaum weniger geworden sind, seit das Elendsmilieu den Aufstieg auch in die oberen Stockwerke der Sozialwohnbauten geschafft hat.

Genau dort, im "Wohnblock", lässt Nöstlinger sie selber erzählen, die "gaunz oamen Leit", gibt ihnen Stimme und Standpunkt und damit auch die Chance auf Mitgefühl, vielleicht sogar auf ein bisschen Sympathie. Natürlich ist ein voyeuristischer Effekt dabei nicht ganz vermeidbar - anders wäre die Komik solcher Armut nicht möglich. Aber die Autorin benützt das Lachen des Publikums als Kunstgriff, den nicht so ganz armen Leuten bewusst zu machen, dass es eigentlich ja der Voyeur ist, dem was fehlt.

Für die Bühnenfassung des Rabenhofes wurde eine Auswahl dieser Dialektgedichte zu einer Geschichte zusammengefügt und verschiedenen Bewohnerinnen und Bewohnern eines Gemeindebaus in den Mund gelegt. Auch in der Hörspielversion sind Ingrid Burkhard und Gerald Votava als Mutter und Sohn zu hören, die Frau und den Mann geben wiederum Ursula Strauss und Christian Dolezal. Wolfgang Schlögl komponierte die Musik zur "tragikomischen Elektronikoper", Regie führt Anatole Sternberg.



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