Mr Phileas Fogg war ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Er war zudem ein Mann solider Vermögensverhältnisse und fester Gewohnheiten, sowie einer so gleichmütigen Gemütsverfassung, dass man sie fast schon fürzugleichmütig halten konnte. Er liebte sein Haus und seinen Club, das Whistspiel und die Zeitungen, in denen er die Weltläufte zu studieren pflegte bis er mit seinen Whistpartnern in Streit darüber geriet, ob es mit den gegenwärtigen Verkehrsmitteln möglich sei, die Erde in höchstens 80 Tagen zu umrunden. Überzeugt von seiner Berechnung, machte er sich erbötig, den Beweis anzutreten und hatte alsbald 20 000 Pfund, die Hälfte seines Vermögens, darauf verwettet. Noch am selben Abend brachen er und sein Diener Passepartout auf, wechselten in Paris lediglich die Züge und liefen sieben Tage später in Alexandria ein, um sich stante pede nach Bombay einzuschiffen nun allerdings verfolgt vom Schatten eines Mannes, der in dem ungewöhnlichen Weltreisenden einen flüchtenden Bankräuber erkannt zu haben meinte. Doch weder dieser Detective Fix, noch unvorhergesehene Lücken im Eisenbahnnetz oder der Konflikt mit dem brahmanischen Brauchtum konnten sie daran hindern, Indien zu durchqueren und schließlich wenn auch zu spät Hongkong zu erreichen. Sogar um eine junge Dame, die sie mit auf die Reise nahmen, vor dem Feuertod zu retten, musste die Zeit reichen.
Selbst als Mr Phileas Fogg nicht nur das Schiff nach Yokohama verpasste, sondern - dank Detectives Fix´ tätiger Nachhilfe - auch Passepartout verlor, setzte er ebenso unbeirrt seine Reise fort, wie er es tat, als ein glücklicher Zufall Herrn und Diener wieder zusammenführte. Zu dritt - oder, den Detective mitgerechnet, zu viert - gelangten sie nach San Francisco, überstanden bürgerkriegsähnliche Tumulte, Duellforderungen und einen Siouxüberfall, ohne sonderlich Schaden zu nehmen, bis sie sich durch die verschneite Prärie nach Chicago durchschlugen, von wo aus es leicht war, New York zu erreichen - nur war ihr Schiff nach Liverpool gerade ausgelaufen. Da es sich als unmöglich erwies, ein Schiff zu chartern, schreckten Mr Fogg und seine Begleiter nicht davor zurück, eins in ihre Gewalt zu bringen, und als es auf Grund der geänderten Route an Kohle fehlte, wurden seine sämtlichen hölzernen Aufbauten verheizt. Vermutlich wären sie sogar pünktlich gewesen, wenn Detective Fix Mr Fogg nicht doch noch hätte verhaften wollen! Jedenfalls, als sie schließlich in London aus dem Zug stiegen, war die gesetzte Frist seit genau fünf Minuten abgelaufen - so schien es jedenfalls. Als nämlich Miss Aouda dem ruinierten Mr Fogg einen Heiratsantrag machte, und der ihn annahm, und Passepartout das Aufgebot bestellte, stellte sich ein seltsamer Rechenfehler heraus, ein Rechenfehler im Wert von 20 000 Pfund.
hoerspielTIPPs.net:«Mit ´In 80 Tagen um die Welt´ legt der MDR erneut eine erstklassige Umsetzung eines Romans von Jules Verne vor. Unter der Regie von Stefan Dutt entstand diese Produktion, für die Herbert Peschina die Bearbeitung übernommen hat. Die recht bekannte Geschichte wird hier gekonnt in Szene gesetzt. Alles wirkt recht kurzweilig - was natürlich auch an der ereignisreichen Erzählung liegt. Viele Handlungsorte rund um die Welt, einzelne Etappen mit spannenden Hindernissen, sorgen für beste Unterhaltung über die gesamte Spielzeit.
Allein das Sprecherensemble macht diese Produktion zum Hinhörer. Alles, was im Radiohörspiel Rang und Namen hat scheint hier vertreten zu sein. Große Stimmen bis in die kleinsten Rollen. Axel Milberg spielt den Phileas Fogg mit der notwendigen Kühle, die diese Figur umgibt. Boris Aljinovic sorgt als Passepartout für ordentlich Farbe im Geschehen. Wie großartig er diese Rolle spielt, merkt man spätestens dann, wenn man feststellt, dass der französische Akzent kein bisschen stört - so etwas ist in anderen Hörspiel ja oft ein Anlass zum Haare raufen. Einzig Effi Rabsilber als Miss Aouda blieb mir etwas zu farblos. In den Nebenrollen tummelt sich auch so einiges von Martin Semmelrogge über Wolfgang Pampel bis hin zu Jürgen Thormann gibt es keinerlei Aussetzer zu verzeichnen.
Auch die Musik von Rudolf Schmücker weiß zu gefallen. Sie hilft dem Hörer in die Zeit der Handlung einzutauchen und zeichnet mit dem restlichen Soundkonzept sehr schöne, eindrucksvolle Kulissen, die dieses Hörspiel zu einem wahren Erlebnis machen.
Das Hörspiel kommt neben der - etwas kürzeren - Stereoversion auf CD auch als 5.1 Dolby-Surround-Version auf DVD ins Regal. Bei dieser erstklassigen Umsetzung des Stoffes darf man hier guten Gewissens zur üppigeren Version greifen - es lohnt sich!
Das Hörspiel ist zusammen mit den beiden MDR-Produktionen ´Reise zum Mittelpunkt der Erde´ und ´20.000 Meilen unter dem Meer´ auch in einer 3-CD bzw. 3 DVD-Box mit dem Titel ´Jules Verne - Fantastische Reisen´ erhältlich.
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